- Wirtschaft und Umwelt
- Tarifeinigung bei der Deutschen Post
Kein Streik bei der Deutschen Post
Gewerkschaft Verdi und Konzernspitze einigen sich auf neuen Tarifvertrag
Zu einem unbefristeten Streik wird es bei der Deutschen Post wohl vorerst doch nicht kommen. Die Konzernspitze einigte sich am Samstag mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf einen neuen Tarifvertrag für die rund 160 000 Tarifbeschäftigten des Logistikunternehmens. »Das ist ein gutes Ergebnis, das ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder nicht hätte erreicht werden können«, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Die Gewerkschaft wird nun eine Urabstimmung bei der Deutschen Post über das Tarifergebnis einleiten. Die Tarifkommission empfiehlt ihnen die Annahme des Verhandlungsergebnisses.
Erst am Donnerstag hat die Gewerkschaft das Ergebnis der Urabstimmung über das erste Angebot der Konzernspitze veröffentlicht. Demnach stimmten 85,9 Prozent gegen dessen Annahme und für einen unbefristeten Streik. Am selben Tag rief das Management Verdi zu einer vierten Verhandlungsrunde auf, dem die Gewerkschaft nachkam. Außerdem verkündete der Konzern einen vierten Rekordgewinn in Folge. Demnach machte der DHL-Konzern, zu dem die Deutsche Post gehört, im vergangenen Jahr unterm Strich ein Plus von 8,4 Milliarden Euro.
Der nun erzielte Kompromiss sieht steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichszahlungen im April 2023 von 1020 Euro und von Mai 2023 bis März 2024 von monatlich 180 Euro vor. Ab April 2024 erhalten die Beschäftigten eine tabellenwirksame Festbetragserhöhung von monatlich 340 Euro. Laut Verdi entspricht dies in den unteren drei Entgeltgruppen einer Erhöhung von 16,1 bis elf Prozent. Unter diese Gruppen fallen 90 Prozent der Tarifbeschäftigten. Sie verdienten damit bisher zwischen 2108 und 3090 Euro monatlich. »Mit diesem Tarifergebnis wird unser wichtigstes Ziel, einen Inflationsausgleich insbesondere für die unteren Einkommensgruppen zu schaffen, nach den aktuellen Prognosen der zu erwartenden Preissteigerungsrate erreicht«, so Kocsis.
Verdi war mit der Forderung nach einer dauerhaften Entgelterhöhung von 15 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten in die Verhandlungen gegangen. In der dritten Verhandlungsrunde im Februar legte die Konzernspitze ein erstes Angebot vor. Dieses sah Inflationsausgleichszahlungen in diesem Jahr von monatlich 150 und im nächsten Jahr von monatlich 100 Euro sowie zwei tabellenwirksame Festbetragserhöhungen im nächsten Jahr von insgesamt 340 Euro vor. Laut Verdi hätte dies bei einer Laufzeit von 24 Monaten Tariferhöhungen im Schnitt von 9,9 Prozent bedeutet. Die Gewerkschaft sah dieses Angebot als zu gering an und leitete deswegen die Urabstimmung über den unbefristeten Streik ein. Der nun gefundene Tarifkompromiss soll ihren Angaben zufolge 25 Prozent über dem ersten Angebot der Konzernspitze liegen.
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