Pläne für den Bahnhof Köpenick: Rückpass zu Union

Berliner Mobilitätsverwaltung sieht bei Lösung der Probleme am Bahnhof Köpenick auch den Fußball-Erstligisten in der Pflicht

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 3 Min.
Schöne, neue Welt – leider etwas falsch geplant: Visionen für den Bahnhof Köpenick
Schöne, neue Welt – leider etwas falsch geplant: Visionen für den Bahnhof Köpenick

Nach der öffentlichen Kritik am zu klein dimensionierten Bahnhof Köpenick bezieht nun auch die Senatsmobilitätsverwaltung Stellung. Wie berichtet, gehen Verkehrsexperten mit den Plänen für den kommende Woche beginnenden Umbau des Bahnhofs Köpenick zum Regionalbahnhof hart ins Gericht.

Für Irritationen sorgt nicht zuletzt, dass die Brücke über die Bahnhofstraße nur minimal von 16 auf rund 19 Meter verbreitert werden soll. Das sei zu wenig, um Tram, Bus, Rad und Fußgänger ausreichend Platz auf der Straße zu geben, solange auch Autos über die Bahnhofstraße fahren sollen, wird moniert. Entweder man verenge die Radstreifen auf weniger als die im Mobilitätsgesetz vorgesehenen zwei Meter Breite, was die Fahrradaktivisten von Changing Cities ablehnen. Oder Tram und Autos teilen sich die Fahrstreifen, womit wiederum der Fahrgastverband Igeb ein Problem hat, weil der ÖPNV in der Bahnhofstraße schon jetzt durch den Autoverkehr ausgebremst wird.

Die Verwaltung von Noch-Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) versucht, Entwarnung zu geben. Der Querschnitt und die Aufweitung auf 19 Meter seien Ergebnis von Planungen gewesen, »die noch vor der Verabschiedung des Mobilitätsgesetzes festgelegt worden sind«, teilt eine Sprecherin mit. »Die Neuaufteilung des Straßenraumes wird dann auf Grundlage des Mobilitätsgesetzes im Zusammenhang mit den neuen Zugängen zum geplanten Regionalbahnhof erfolgen.«

Künftig soll durch die Bahnhofstraße kein Durchgangsverkehr fließen. Nur noch Anlieger-, Versorgungs- und Lieferverkehr soll die Straße befahren. »So wird die Bahnhofstraße samt Umgebung zugunsten des Umweltverbundes umgestaltet, eine Beschleunigung von Straßenbahn- und Busverkehr erreicht und nachhaltig die Attraktivität des Subzentrums um die Bahnhofstraße erhöht«, heißt es. Der Autoverkehr wiederum würde dann über die noch in Planung befindlichen West- und Ostumfahrungen gelenkt werden. Die Planfeststellungsunterlagen für die Westumfahrung sollen noch im zweiten Quartal 2023 eingereicht werden. Zumindest auf der Website der Mobilitätsverwaltung ist der Baubeginn für 2025 angesetzt.

Doch nicht nur die zu schmale Bahnhofstraße unter der nur drei Meter breiteren Brücke wird kritisiert. Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbandes Igeb, macht sich auch Sorgen um die Kapazität des Bahnhofs selbst. Neben dem Bahnsteig für die S-Bahn entsteht nun zwar auch einer für den künftig in Köpenick haltenden RE1 und ein Umfahrungsgleis für den Fern- und Güterverkehr.

Doch auch hier heißt es: zu wenig. Köpenick ist der nächstgelegene Bahnhof zum Stadion des 1. FC Union. Und der Fußball-Erstligist will im Zuge eines im kommenden Jahr beginnenden Umbaus seine Stadionkapazität auf 37.000 Plätze erhöhen. Es bräuchte deshalb eigentlich einen zusätzlichen Bahnsteig, um Sonderzüge zu Fußballspielen abstellen zu können, ohne dass diese den nachkommenden regulären Verkehr blockieren, erklärt Jens Wieseke.

»Die Problematik ist bekannt«, gibt die Mobilitätsverwaltung zurück. Man habe Union bereits darauf hingewiesen »und ihn dazu aufgefordert«, Maßnahmen zur Leitung der Verkehrsströme nach der Stadionerweiterung zu erarbeiten: »Ziel ist eine frühzeitige Trennung der verschiedenen Verkehrsströme mit langen Fahrtwegen (Regionalverkehr nach Brandenburg) oder kurzen Fahrtwegen (S-Bahn innerhalb Berlins), auch um Verzögerungen beim Ein- und Aussteigen für den Regionalverkehr zu minimieren.«

Zudem erwartet die Mobilitätsverwaltung vom Stadionbetreiber Union, dass im Rahmen eines Veranstaltungskonzeptes die Lenkung der an- und abreisenden Fans im Bahnhof Köpenick in Zusammenarbeit mit Bahnunternehmen und Bundespolizei sichergestellt wird, »etwa durch einen Zugangsstopp bei drohender Überfüllung oder durch Unterstützung bei der Zugabfertigung«.

»Das ist ein Beitrag der Grimms-Märchen-Fraktion in der Senatsverwaltung«, sagt Wieseke. Bei der Verkehrsströmetrennung auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, werde nicht funktionieren. Man habe schlicht zu klein geplant.

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