Spaghettimonster von der Wolga

Der kommunistische Abgeordnete Michail Abdalkin hat mit Nudeln die Armee diffamiert

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei russischen Patrioten kam Michail Abdalkins Nudelperformance gar nicht gut an.
Bei russischen Patrioten kam Michail Abdalkins Nudelperformance gar nicht gut an.

Als er Ende Februar Wladimir Putins Rede zur Lage der Nation gehört hatte, war Michail Abdalkin voller Lob für seinen Präsidenten. »Volle Zustimmung, ein wunderbarer Auftritt. Ich habe in den vergangenen 23 Jahren nichts Vergleichbares gehört«, schrieb der Abgeordnete der halboppositionellen Kommunisten in der Region Samara im sozialen Netzwerk Vkontakte. So richtig glauben konnte man dem 34-Jährigen aber nicht, veröffentlichte er doch ein Video, dass ihn während der Rede mit gekochten Spaghetti über den Ohren zeigt. Eine typische Abdalkin-Aktion, könnte man sagen.

Immer wieder hat der Abgeordnete in den vergangenen Jahren mit einer Mischung aus mittelalterlichem Karneval und modernem Trolling (so beschreibt ein Lokalmedium seinen Politikstil) auf Missstände in der Region an der Wolga aufmerksam gemacht. Dem Bürgermeister seiner Heimatstadt Nowokujbyschewsk schenkte er ein Stück Seife in Penisform. Der Bürgermeister einer Nachbarstadt, der davon sprach, der Ort würde aufblühen und »sich von den Knien erheben«, bekam als Antwort einen Eimer Fäkalien auf den Schreibtisch gestellt. Auch mehrere Anti-Putin-Perfomances hat Abdalkin schon veranstaltet. Und kam bis auf ein paar kurzzeitige Verhaftungen immer damit durch. Schließlich bekam außerhalb der Region Samara niemand davon etwas mit.

Die Nudelperfomance brachte Abdalkin hingegen landesweite Schlagzeilen. Während ihn das Netz feierte, wüteten Patrioten und Politiker. Wohl auch, weil es im Russischen den Ausdruck »Nudeln über die Ohren hängen« gibt, was für belogen werden steht. Für treue Staatsanhänger konnte die Strafe für diesen Affront nicht groß genug sein. Von Parteiausschluss über Zwangsverpflichtung in die Armee bis hin zum direkten Marschbefehl in den Ukraine-Krieg, wütende Forderungen gab es viele. Der Kriegseinsatz blieb Abdalkin erspart, dafür musste er sich wegen Diskreditierung der Armee vor Gericht verantworten und wurde zu einer Strafe 150 000 Rubel (1840 Euro) verdonnert.

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