Werbung

Asyl bei den Gartenzwergen

Geflüchtete unter den Kleingärtnern haben es nicht leicht

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Schrebergarten gilt als Inbegriff deutscher Spießigkeit. Gleich hinter den berüchtigten Stammtischparolen muss eingeordnet werden, was man da zuweilen an Vorurteilen gegenüber Geflüchteten zu hören bekommt – und dies beileibe nicht nur in der Provinz, sondern genauso in der angeblich ach so weltoffenen Metropole Berlin. Ein Sinnbild für die Kleingeistigkeit dürfte der Gartenzwerg sein, obwohl die durchaus munteren Gesellen mittlerweile ziemlich aus der Mode gekommen sind. Hier und dort sieht man aber noch einen.

Wer es als Zuwanderer schafft, sich an die zahlreichen Vorschriften und teilweise abstrus erscheinenden Regeln in einem Kleingartenverein zu halten, der darf als mustergültig integriert gelten. Besser kann man sich gar nicht integrieren. Schon vielen einheimischen Kleingärtnern fällt das außerordentlich schwer.

Aber wenn wir schon bei Vorurteilen sind: Kleingärten sind auch eine wunderbare Möglichkeit für Menschen, die sich ein teures Eigenheim mit Hausgarten nicht leisten können. Sie kommen an die frische Luft, ziehen frisches Gemüse für den Eigenbedarf und es gibt unter den Kleingärtnern eben nicht nur die unverbesserlichen Meckerköppe, sondern auch sehr, sehr viele angenehme und hilfsbereite Zeitgenossen jeden Alters. Ein herrliches Gemeinschaftsgefühl kann sich in diesem Umfeld einstellen. Ehrlicherweise sind auch nicht alle Regeln nur dazu da, die Freude am Gärtnern zu verderben. Es gibt sinnvolle Bestimmungen, die jeder Kleingärtner kennen sollte. Dann klappt es vielleicht auch besser mit den Nachbarn.

Insofern verdient die neue Brandenburger Kleingartenfibel in sieben Sprachen in vielerlei Hinsicht ein dickes Lob. Sie gibt nicht nur Aufschluss über Vorschriften und die zu erwartenden Kosten. Sie schließt auch überaus freundlich mit den Worten: »Wir freuen uns auf Sie!« Und das freut mich.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.