Krebsvorsorge: Welche Untersuchungen ab welchem Alter?

Über eine halbe Million neue Krebsfälle im Jahr. Da ist Prävention wichtig

  • DKK/DKV/nd
  • Lesedauer: 5 Min.
Ein Hautarzt untersucht bei einer Krebsvorsorgeuntersuchung eine Patientin mit einem Auflichtmikroskop.
Ein Hautarzt untersucht bei einer Krebsvorsorgeuntersuchung eine Patientin mit einem Auflichtmikroskop.

Über eine halbe Million Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs. Im Jahr 2030 wird es schätzungsweise jährlich über 625 000 neue Krebsfälle geben. Die Prävention ist daher eines der wichtigsten Instrumente, um das zu verhindern. Primärprävention und Früherkennung (Sekundärprävention) zusammengenommen könnten die Krebssterblichkeit sogar um bis zu 75 Prozent senken. Experten schätzen, dass rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen durch eine gesunde Lebensweise vermeidbar wären. 

»Viele vermeidbare Krebsrisikofaktoren wie das Rauchen und Alkohol, starkes Übergewicht, zu wenig Bewegung oder zu viele Sonnenbrände und Infektionen sind bekannt. Aber wir wissen bislang nur sehr wenig darüber, wie wir zum Beispiel auch mit Medikamenten oder Impfstoffen in die molekularen Vorgänge der Krebsentstehung eingreifen können, um die bösartige Entwicklung im Keim zu ersticken. Hier bedarf es also Forschung«, sagt Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.

Leukämie bei Kindern:
Ein vermeidbares Schicksal?

Dr. Ute Fischer vom Universitätsklinikum Düsseldorf beschäftigt sich mit der häufigsten Form der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) im Kindesalter. Sie ist durch ein bestimmtes Gen charakterisiert, das bei etwa 5 Prozent der gesunden Neugeborenen zu einer symptomlosen Vorstufe der Leukämie führt. In etwa einem von 500 Fällen entwickelt sich jedoch tatsächlich eine Blutkrebserkrankung. »Wir wollen herausfinden, von welchen Faktoren es abhängt, ob sich eine klinische Leukämie entwickelt und inwiefern es möglich ist, beispielsweise durch Verbesserung des mütterlichen Lebensstils gegenzusteuern«, erklärt Ute Fischer. Dafür werden die Forschenden Nabelschnurblutproben untersuchen. Auch sollen neue Kommunikationsmittel getestet werden, um Frauen über mögliche Maßnahmen zur Prävention von Leukämie im Kindesalter zu informieren.

Tückischer Eierstockkrebs:
Hoffnung auf Früherkennung?

Je früher eine Krebserkrankung entdeckt wird, desto besser kann sie behandelt und manchmal sogar geheilt werden. Eierstockkrebs wird aufgrund fehlender Symptome oftmals jedoch erst diagnostiziert, wenn er bereits gestreut hat. »Bisherige Marker haben sich für die Früherkennung des Ovarialkarzinoms als nicht zuverlässig erwiesen«, berichtet Dr. Renée Turzanski Fortner vom DKFZ in Heidelberg. »Wir analysieren Blutproben, die bis zu 18 Monate vor der klinischen Diagnose gesammelt wurden, sowie Proben von nicht an Krebs Erkrankten. Wir wollen herausfinden, inwiefern sich Biomarker zwischen späteren Krebspatientinnen und gesunden Frauen unterscheiden.« Im Visier haben die Forschenden vor allem microRNAs – kurze Ribonukleinsäuren, die eine wichtige Rolle bei der Genregulation spielen – und bestimmte Autoantikörper. Das langfristige Ziel ist, Eierstockkrebs durch frühere Diagnosen besser behandeln zu können und damit die Überlebensraten der betroffenen Frauen zu steigern. 

Welche Untersuchungen sind
ab welchem Alter zu empfehlen?

Der Hautkrebs ist weltweit die häufigste Krebserkrankung. »Gleichzeitig sind die Heilungschancen bei einer frühzeitigen Diagnose meist sehr gut, die regelmäßige Vorsorge ist daher besonders wichtig«, so Solveig Haw, Gesundheitsexpertin der DKV. Beim sogenannten Screening inspiziert der Hautarzt die Haut am gesamten Körper und sucht nach Auffälligkeiten. Versicherte ab dem 35. Lebensjahr haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Untersuchung per Blickdiagnose.

Auch der Darmkrebs tritt häufig auf und gehört in Deutschland sogar zur zweithäufigsten Krebserkrankung bei Frauen. Für die Vorsorge gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten. Beim Stuhlbluttest geben Patienten eine Probe beim Hausarzt, Urologen oder Gynäkologen ab. Das Labor untersucht diese dann auf verstecktes Blut, denn das kann ein Hinweis auf Dickdarm- oder Enddarmkrebs sein«, so die Gesundheitsexpertin. »Diese jährliche Vorsorgeuntersuchung empfehlen Ärzte und Krankenkassen zwischen dem 50. und 55. Lebensjahr. Ab 55 Jahren ist der Test dann weiterhin alle zwei Jahre möglich – allerdings nur, wenn bis dahin noch keine Darmspiegelung stattgefunden hat«, erläutert die Gesundheitsexpertin. 

Diese Untersuchung ist die zweite Möglichkeit, um Darmkrebs zu erkennen. Mithilfe eines biegsamen optischen Instruments untersucht der Arzt dabei den Dickdarm. Die sogenannte Koloskopie können Männer erstmals ab 50 und Frauen ab 55 Jahren in Anspruch nehmen. Der Vorteil: Krebsvorstufen kann der Arzt bei der Untersuchung direkt entfernen. Stellt er keine Auffälligkeiten fest, ist die nächste Untersuchung erst wieder in zehn Jahren fällig.

Der Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. In der entsprechenden Vorsorgeuntersuchung tastet ein Gynäkologe die Brustdrüsen sowie die dazugehörigen Lymphknoten ab, um frühzeitig Veränderungen im Brustgewebe festzustellen. »Zudem zeigt er Frauen, wie sie ihre Brust selbst untersuchen können«, erklärt Solveig Haw. »Frauen ab 30 Jahren sollten dies in regelmäßigen Abständen auch unbedingt tun.« Die Vorsorgeuntersuchung sollte einmal im Jahr stattfinden. Zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr besteht zusätzlich die Möglichkeit, eine Mammografie, also das Röntgen der Brust, in Anspruch zu nehmen.

Besonders für junge Frauen ist darüber hinaus die Gebärmutterhalskrebsvorsorge relevant. Dafür nimmt der Frauenarzt beim sogenannten Pap-Test einen Abstrich vom Gebärmutterhals. »Bei der Untersuchung lassen sich bereits sehr frühe Veränderungen feststellen, die später zu einer Krebserkrankung führen können«, erklärt Solveig Haw. »Das Testangebot können Frauen ab 20 Jahren einmal jährlich wahrnehmen. Ab 35 kommt dann zusätzlich alle drei Jahre eine Untersuchung auf humane Papillomviren (HPV) hinzu.«

Nur 15 Prozent der Männer gehen zur Prostatakrebsvorsorge. Männer sollten das eigene Risiko nicht unterschätzen, denn Prostatakrebs ist die am häufigsten auftretende Krebserkrankung bei Männern. Die Symptome treten meist erst auf, wenn der Krebs schon fortgeschritten ist. Bei der Untersuchung, die nur wenige Minuten dauert und nicht schmerzhaft ist, tastet der Urologe das äußere Genital, die Prostata und die dazugehörigen Lymphknoten ab. »Männer ab 45 Jahren sollten unbedingt einmal im Jahr zur Vorsorge gehen«, rät die DKV-Gesundheitsexpertin. »Jüngere Männer sollten die Hoden selbst regelmäßig auf Veränderungen wie zum Beispiel Knoten untersuchen und bei Veränderungen zeitnah zum Arzt gehen.« 

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