- Kommentare
- Israelfeindlichkeit und Antisemitismus
Lieber zuhören als draufschlagen
Antisemitische Parolen dürfen nicht stehen bleiben, doch auch vorschnelles Verurteilen schadet dem Kampf gegen Unterdrückung.
»Tod den Juden«, das soll ein Teilnehmer einer propalästinensischen Demonstration am Samstag in Berlin gerufen haben. Eine furchtbare antisemitische Parole, die weder in Deutschland noch irgendwo sonst konsequenzlos ertönen sollte.
Doch wurde sie richtig übersetzt? Während sich Medien und das rechtskonservative Twitter auf die Untertitel der Dokumentationsplattform Democ verließen, interpretierten arabischsprachige Bekannte den Ausruf anders: als »Juden sind Mörder«. Die Aussage bleibt hochproblematisch, sie vermengt Judentum und israelischen Staat und lässt sich als antisemitisch oder zumindest gefährlich populistisch ablehnen.
Dennoch kommt es auf diesem physisch wie diskursiv extrem umkämpften Terrain auf Differenzierung an. Wir brauchen nicht mehr Verhärtung, sonst stürzen sich Rechte unwidersprochen auf den vermeintlich »importierten Antisemitismus«, delegitimieren wichtigen Protest gegen Netanjahu und boxen Demonstrationsverbote durch, wie es sie bereits 2022 zum Nakba-Tag gegeben hat. Wer sich gegen jede Form der Unterdrückung stellt, muss allen Unterdrückten zuhören.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.