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Künstliche Intelligenz: Blondine bevorzugt
Die KI-Figur Fedha soll kuwaitische Nachrichten verkünden
Ist das Identitätspolitik, nur »andersrum«? Als das kuwaitische Nachrichtenportal »Kuwait News« vergangenen Samstag eine neue Nachrichtensprecherin vorstellte, sorgte das für mediales Aufsehen. Nicht nur, weil Fedha, deren Name im Arabischen auf Silber referiert, eine von Künstlicher Intelligenz (KI) erschaffene Figur ist. Sondern auch, weil sie mit ihrer hellen Haut und den blonden Haaren nicht dem menschlichen Phänotyp entspricht, den man im Nahen Osten am häufigsten antrifft.
Abdullah Boftain, Stellvertretender Chefredakteur der Zeitung »Kuwait Times«, zu der auch »Kuwait News« gehört, erklärte das überraschende Aussehen der KI-Nachrichtensprecherin damit, dass diese die vielfältige Bevölkerung Kuwaits repräsentiere, inklusive der dort lebenden »expatriates«, also Ausländerinnen und Ausländer. Doch stimmt das überhaupt? Zwar sind rund 60 Prozent der in dem Golfstaat lebenden Menschen tatsächlich ausländische Arbeitskräfte – aber die häufigsten Herkunftsländer Indien, Ägypten und Bangladesch weisen wie Kuwait keine große Population an blonden Menschen auf. Mit dem Begriff »expatriates« werden allerdings häufig gerade Personen in angesehenen Berufen bezeichnet, von denen viele aus europäischen und nordamerikanischen Ländern stammen. Sie unterscheiden sich von Arbeitsmigrantinnen und -migranten durch ihren höheren Lebensstandard und haben ihr Herkunftsland oft nicht aus ökonomischer Notwendigkeit verlassen.
Was auch immer die Gründe für Fedhas Erscheinungsbild sein mögen, wichtiger sind selbstredend die Inhalte, die sie möglicherweise bald vortragen wird. Diesen sollte man besser nicht allzu viel Vertrauen entgegenbringen: Kuwait landete 2022 auf Platz 158 von 180 auf der Rangliste der Pressefreiheit, die jedes Jahr von »Reporter ohne Grenzen« publiziert wird. Daran, dass die mediale Berichterstattung in der konstitutionellen Erbmonarchie erheblich eingeschränkt ist, dürfte sich auch mit neuen Technologien nichts ändern. Eher bieten diese Anlass zur Sorge, dass noch mehr Falschinformationen verbreitet werden könnten. Bis jetzt hat Fedha allerdings Internetnutzer nur gefragt, welche Art von Nachrichten sie bevorzugten. Wahre wären ein Anfang.
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