Ärger wegen RE1-Sperrung: Letztes Mittel Notfallgipfel

Die chaotischen Zustände auf der Strecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) sorgen für Kritik von Brandenburgs Verkehrsminister Beermann

Von Tag zu Tag wächst der Frust über die unzuverlässige Verbindung auf der RE1-Strecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder). Auch in der Brandenburger Landespolitik verschärft sich der Ton. »Die Situation rund um die Strecke des RE1 ist insbesondere für die Pendlerinnen und Pendler derzeit nicht akzeptabel«, sagt Verkehrsminister Guido Beermann am Donnerstag. Die Kritik des CDU-Politikers richtet sich gegen das Streckenmanagement der Deutschen Bahn (DB). »Wieder einmal zeigen sich bei der DB Defizite bei der Abstimmung und Information über solche Baumaßnahmen.«

Auch Jochen Brückmann, Präsident des Verbands Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN), teilt am Donnerstag aus: »Die von der DB angekündigte Strategie einer Bündelung von Baumaßnahmen hat sich in der Praxis als Fehlschlag erwiesen.« Ein Notfallgipfel der Landesregierungen in Berlin und Brandenburg soll aus seiner Sicht für »Schadensbegrenzung« sorgen. »Vor allem müssen sie dafür garantieren, dass sich ein solches Chaos bei den ab Mai angekündigten Baumaßnahmen auf der Strecke zwischen Potsdam und Berlin nicht wiederholt.«

Viele Mitglieder des VDGN wohnen laut Brückmann im Berliner Umland und seien deshalb auf stabile Verkehrsverbindungen angewiesen. »Noch zum Fahrplanwechsel Ende vergangenen Jahres wurde ihnen vom VBB (Verkehrsbund Berlin-Brandenburg) eine ›neue Ära im Regionalverkehr‹ versprochen«, teilt er mit. Seit einigen Tagen rolle jedoch auf der Strecke zwischen Berlin-Ostbahnhof und Fürstenwalde kein Regionalverkehr mehr. Durch eine gleichzeitige Sperrung der S-Bahn-Strecke nach Erkner habe sich das Chaos noch ausgeweitet. Nun sei es Pendlerinnen und Pendlern faktisch nicht mehr möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und in vertretbaren Fahrzeiten nach Berlin und zurück zu kommen, so Brückmann. Die DB-Netz-AG, die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH und der VBB wiesen sich gegenseitig die Schuld zu.

»Mein Ministerium ist mit allen Beteiligten dazu im Gespräch«, verspricht derweil Verkehrsminister Beermann. Er fordert alle Bundesunternehmen – also neben der DB auch die Autobahn GmbH des Bundes – zu engeren Absprachen auf. »Die Bundesunternehmen müssen sich bei ihren Bauvorhaben auf den verschiedenen Verkehrsträgern Straße und Schiene darüber hinaus besser koordinieren und alle Beteiligten, insbesondere betroffene Verkehrsunternehmen und vor allem Fahrgäste, rechtzeitig informieren«, fordert Beermann. »Im Mittelpunkt aller Planungen muss die Mobilität der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer stehen.«

Nach der kurzfristigen Ankündigung von Bauarbeiten durch die Deutsche Bahn fahren seit dem 7. April zwischen dem Bahnhof Frankfurt (Oder) und dem Berliner Ostkreuz keine Züge mehr. Bis zum 21. April müssen Pendlerinnen und Pendler hier auf Busse ausweichen.

Die Deutsche Bahn verteidigte ihr Vorgehen. »Wir bedauern, dass aufgrund der Komplexität der Planungen und Abstimmungen im Zusammenhang mit dem Bündeln der verschiedenen Arbeiten die Information über die Auswirkungen in diesem Fall erst kurzfristig erfolgen konnte«, teilt ein Sprecher mit. »Für die zusätzlich entstandenen Unannehmlichkeiten durch die Kurzfristigkeit entschuldigen wir uns. Die Instandhaltungsarbeiten jetzt kurzfristig zu erweitern, ist am Ende für die Fahrgäste jedoch der Weg der geringsten Einschränkung.« Die DB verwies auch darauf, dass sie die Bauarbeiten im Februar angekündigt habe. Die angekündigten Bauarbeiten betrafen allerdings nur einen Teil der nun vollständig gesperrten Strecke. mit dpa

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