Berlin-Dresden per Bahn: Bündelung der Bauarbeiten

Die Strecke Berlin-Dresden soll schneller werden

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 4 Min.

Seit Montag ist die Fahrt mit der S-Bahn in das brandenburgische Blankenfelde wieder möglich. Auf der Fahrt sieht man schon, wo ausgehoben und aufgeschüttet wird und wo Schallschutzwände für die Fernbahn stehen. Ein Jahr lang fuhr die S-Bahn nicht, weil die Gleise verschoben werden mussten. Neben ihnen können nun Gleise für den Fernverkehr verlegt werden. Denn die 16 Kilometer lange Dresdner Bahn zwischen Südkreuz und Blankenfelde wird wieder aufgebaut.

Es ist ein Teil des Ausbaus der Strecke Berlin-Dresden für den Fernverkehr. Bisher müssen Züge den Schwenk über den Berliner Außenring und die überlastete Strecke der Anhalter Bahn machen. Künftig soll wieder direkt gefahren werden. Wenn die zweite Baustufe der 125 Kilometer langen Strecke Berlin-Dresden Ende des Jahrzehnts abgeschlossen wird, soll die Fahrzeit dann von rund zwei Stunden auf 80 Minuten sinken.

Die Dresdner Bahn habe ihn sein ganzes Berufsleben begleitet, erinnerte Alexander Kaczmarek am Montag bei der Wiederinbetriebnahme in Blankenfelde an die Diskussionen mit Anwohnern, die seit den 90ern emotional geführt wurden. Da die Züge bisher so gemächlich unterwegs gewesen seien, müsse etwas passieren, so der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für die Region. Der Wiederaufbau der Dresdner Bahn bringe für alle Vorteile: S-Bahn, Regional- und Fernverkehr. Letztlich hätten auch die Anwohner etwas davon, die zurzeit Schallschutzwände bekämen.

Am 21. April folgt auch schon die nächste Etappe der Bauarbeiten. Die Deutsche Bahn modernisiert den Bahnhof Zossen und baut dort auch ein neues elektronisches Stellwerk. Der Bahnhof in Blankenfelde wird zu einem Kombibahnsteig für S- und Regionalbahn umgebaut. Dazu wird mit Wiederinbetriebnahme des S-Bahnhofs der Regionalbahnhof gesperrt, bis 2025 der Kombibahnsteig gebaut und dann werden die Gleise des vorgelagerten S-Bahnhofs bis zu diesem verlängert. Fahrgäste müssen dann nicht mehr erst über die Straße, um von S-Bahn auf Regionalverkehr umzusteigen.

Wiebke Şahin-Schwarzweller (FPD), Bürgermeisterin von Zossen, tröstete dann auch darüber hinweg, dass erneut Ersatzbusse in der Region fahren werden. Zossen werde besser angebunden, was zu »vermehrter Wirtschaftskraft« in der Stadt führen soll. »Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass Projekte der Deutschen Bahn in Frage gestellt werden. Es sind Projekte nicht einer, sondern auch der nächsten Generationen«, betonte sie.

Auch Kaczmarek sagt, wenn Dresden, »eine nicht ganz unbedeutende Stadt«, sich in 80 Minuten erreichen lasse, verzichteten mehr Menschen freiwillig auf das Auto. »Es ist eine europäische Magistrale«, betonte er und verwies auf die Anbindung von Prag und Wien. Zwischen Dresden und Berlin waren Fahrgäste im Henschel-Wegmann-Zug in den 30er Jahren schon einmal fast so schnell unterwegs. Durch Kriegszerstörung und im Zuge der Umleitung durch die deutsche Teilung wurde der Abschnitt der Dresdner Bahn später nicht mehr im Fernverkehr befahren.

Für Fahrgäste bedeuten die Bauarbeiten zwischen Berlin und Dresden aber erst einmal Einschränkungen. Der Fahrplan wird ab dem Wochenende ausgedünnt, die Reisezeiten nach Dresden werden länger. Dafür fahren die beiden täglich verkehrenden Intercity-Züge nach Chemnitz, die Lokalpolitiker der sächsischen Stadt herbeigejammert haben, erst einmal über Riesa statt Dresden, wodurch sich die Fahrzeit auf zweieinhalb Stunden reduziert – was diejenigen freuen dürfte, die dem Fahrplan zu DDR-Zeiten hinterhertrauern.

Damit Züge später einmal mit 200 Stundenkilometern zwischen Berlin und Dresden unterwegs sein können, wird die Strecke einerseits mit dem Europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS ausgestattet. Anderseits müssen die Bahnübergänge durch Unter- oder Überführungen ersetzt werden.

Die zweite Stufe des Ausbaus der Strecke Berlin-Dresden soll 2028 beginnen. Ab Rangsdorf müssen dann zahlreiche Bahnübergänge wegfallen. Die Bauarbeiten machen eine Totalsperrung der Strecke Berlin-Dresden nötig. Dass man diese von 2027 um ein Jahr nach hinten verschoben habe, liege daran, dass die Strecke Berlin-Dresden wegen der Bauarbeiten auf der Strecke Lübbenau-Cottbus und des Umbaus des Bahnhofs Köpenick als Umleitung gebraucht werde.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.