Der Zauberer von Mykolajiw

Wasyl Romanischyn soll für russische Hexen spioniert haben

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.
Wasyl Romanischyn (m.) soll russischen Hexen ukrainische Geheimnisse verraten haben.
Wasyl Romanischyn (m.) soll russischen Hexen ukrainische Geheimnisse verraten haben.

»In jedem Ort gibt es jemanden, den man Dorfidioten nennt. Und dieser Dorfidiot hielt sich für einen großen Zauberer, hatte Voodoo-Puppen und alles Mögliche bei sich zu Hause«, sagt sein Anwalt über Wasyl Romanischyn. Ein Spion aber, wie ukrainische Sicherheitsorgane behaupten, sei er ganz sicher nicht, ist der Anwalt überzeugt.

Eigentlich ist Romanischyn ein ganz einfacher Mensch, so steht es zumindest in sozialen Netzwerken. Früher hat er mal als Schlosser in den Werften von Kertsch und Mykolajiw gearbeitet. Später zog er ins Dorf Wradijiwka im Gebiet Mykolajiw, um sein Geld in der Landwirtschaft zu verdienen. Dort widmet sich Romanischyn seit einigen Jahren nicht nur den irdischen Dingen. Esoterik und vor allem die Zauberei haben es ihm angetan, betont er selbst. Besonders in den Bann gezogen hat ihn das »Imperium der stärksten Hexen« von Aljona Polyn. Die ist bekannt dafür, Rituale für die Unterstützung Wladimir Putins abzuhalten und sich für die Anerkennung der Hexerei in Russland einzusetzen.

Die Ukraine vermutet, dass die Hexen auch Spione für den FSB in der Ukraine anwerben sollen, so wie Wasyl Romanischyn. Der selbsternannte Zauberer soll dann auch Informationen über kritische Infrastruktur und deren Zustand, die Lage von ukrainischen Armeeeinheiten und Befestigungsanlagen weitergegeben haben, alles eingezeichnet auf einer Google-Maps-Karte, die an die Russen ging.

Mitte Februar klickten schließlich die Handschellen. Seitdem wurden die Vorwürfe für den Prozess untersucht, der bald beginnt. Bei einer Verurteilung droht Romanischyn lebenslange Haft. Sein Anwalt glaubt nach wie vor an die Unschuld seines Mandanten. Sicher habe er die Karte erstellt, sagte er der BBC. Aber die sei niemals bei irgendjemandem angekommen. Das habe sogar das Ermittlungskomitee eingestanden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.