Krankschreibung: Mehr im Bett bleiben

Pünktlich zum Auslaufen der Corona-Schutzmaßnahmen zeigen die Kranschreibungen, dass Maske tragen eine gute Idee bleibt

  • Kirsten Achtelik
  • Lesedauer: 3 Min.
Wer die Maske auslüftet, statt sie an den Nagel zu hängen, wird wohl weniger krank.
Wer die Maske auslüftet, statt sie an den Nagel zu hängen, wird wohl weniger krank.

Rätselhaft und unerklärlich: Wegen Atemwegserkrankungen wurden in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres so viele Menschen krankgeschrieben wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das geht aus einer Auswertung des Instituts für Gesundheitssystemforschung hervor, das zur Krankenkasse Barmer gehört. Von Januar bis März waren demnach pro Woche durchschnittlich 368 von 10 000 Barmer-Versicherten wegen Atemwegserkrankungen arbeitsunfähig.

Dies setzt den Trend des vergangenen Jahres fort, welches den höchsten Krankenstand seit der Wiedervereinigung aufwies. Der Wirtschaft soll das ähnlich wie Lieferengpässe und Energiekrise geschadet haben – Expert*innen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt um etwa ein Prozent gelitten hat.

Corona, Grippe, Bronchitis oder Erkältungen – alles Gründe, eher zu Hause im Bett zu bleiben, anstatt angekränkelt arbeiten zu gehen. Vielleicht haben die Leute in der Pandemie gelernt, dass es auch besser ist, zu Hause zu bleiben, als andere anzustecken. Dies würde nicht erklären, warum die Krankenzahlen in diesem Quartal viermal so hoch sind wie zu Jahresbeginn 2021, als lediglich 98 Betroffene je 10 000 Versicherte wegen Atemwegserkrankungen ausfielen. Gut, das ist vielleicht kein fairer Vergleich, Anfang 2021 waren die Möglichkeiten, sich frei mit allem möglichen anzustecken, durch den Lockdown sehr reduziert.

Vergangenes Wochenende lief das Infektionsschutzgesetz aus, damit fiel auch die letzte Coronaschutzverordnung. Jetzt muss niemand nirgendwo mehr eine Maske tragen und alle können fröhlich und ungehindert in der Gegend herumniesen, husten und schniefen. Endlich wieder ungefiltert die ausgeatmete Luft des Nachbarn im Zug einatmen, durch eine Nieswolke im Supermarkt gehen und beim Arzt kann man die Lungen mit der dort sich ansammelnden Virensuppe füllen – die neue alte »Normalität« hat so viele Vorteile! Offenbar auch, dass man sich nun immer wieder mal mit Tee und laufender Nase ins Bett kuscheln kann – wenn man Glück hat für ein paar Tage und mit genug Konzentrationsfähigkeit für ein gutes Buch oder eine gute Zeitung. Wenn man Pech hat, kommt man allerdings aus dem Bett gar nicht mehr heraus, das war dann wohl eher keine Erkältung, sondern Covid.

Coronaskeptiker*innen kommen jetzt natürlich wieder mit dem Märchen von der »Imunschuld« an, wonach man sich einfach immer mal wieder allen möglichen Infekten aussetzen müsse, damit das Immungedächtnis sich das merken könne, medizinisch ist das allerdings Blödsinn. Team Vorsicht weist dagegen darauf hin, dass wiederholte Covid-Infektionen nicht nur den Organen, sondern auch dem Immunsystem ganz schön zusetzen können.

Den Krankgeschriebenen ist jedenfalls außer einer erbaulichen Lektüre zu wünschen, dass sie fleißig Coronatests machen, denn wenn es keine Erkältung war, wird man ohne diesen Nachweis noch mehr Schwierigkeiten mit den Kranken- und Pflegekassen haben. Außerdem gute Besserung!

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