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Ein Gagat aus Gilleleje
Wie ein Familienurlaub in Dänemark zur Erholung für Eltern und Kind werden kann
Wo ist er denn, der Strand? Vom Ferienhaus am Fischerort Gilleleje ist es zunächst gar nicht so einfach, das nur 250 Meter entfernte Meer zu finden. Bis zur Küste reichen die Wälder. Beim Radeln durch bewaldetes Gebiet finden sich dann aber doch: Pfade und Treppen, die von der etwa zehn Meter hohen Küste zum ersehnten Meeressaum führen.
- Allgemeine touristische Infos:
www.visitdenmark.de
www.visitnordseeland.de - Anreise: Per Bahn ab Berlin über Hamburg und Kopenhagen nach Gilleleje in rund neun Stunden. www.bahn.de
Per Auto ab Berlin etwa 500 Kilometer nach Gilleleje mit Fähre ab Rostock nach Gedser. - Übernachten: Ferienhäuser in Gilleleje ab 850 Euro pro Woche inkl. Reinigung, zzgl. etwa 60 Euro für Strom und Wasser.
www.feriepartner.de - Aktivitäten für Familien: Radmiete in Gilleleje 63 Euro pro Woche; Stand-up-Paddle inklusive Schwimmweste ab 33 Euro für zwei Stunden bis zu 100 Euro pro Woche. Achtung: In Dänemark ist das Tragen von Schwimmwesten beim Stand-up-Paddling Pflicht.
Museum Louisiana Erw. ca. 20 Euro, Kinder bis 18 Jahre frei. https://louisiana.dk
Virtuelle Reise per VR-Brille durch die Geschichte des Klosters Esrum. www.esrum.dk - Copenhagen-Card: Erw. 62 Euro, Kinder von 12 bis 15 Jahren 34 Euro, bis 11 Jahre gratis, enthält Zug ab Gilleleje, Nahverkehr und Museumseintritte, www.copenhagencard.com
Reiseplanung mit Familie muss allerlei Interessen erfüllen: Erholung und Kultur für die Eltern, dem Sohn würde – natürlich – ein funktionierendes Wlan genügen, aber am Meer findet er es dann doch auch nicht so schlecht. Steinehüpfen, Überreste von Schalentieren sammeln, am Meer radeln und Stand-up-Paddling – das geht auch für 13-Jährige. Gilleleje, ausgesprochen »Gillelaaaije«, ist so ein Ort. Er liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Kopenhagen und ist der nördlichste Punkt der dänischen Insel Seeland. Der 68 Kilometer lange Nordkystruten, also Nordküsten-Radweg, führt direkt durch Gilleleje, teilweise am Meer entlang. Das Fischerdorf mit rund 7000 Einwohnern liegt bereits am Kattegatt und nur wenige Kilometer Luftlinie von Südschweden entfernt.
Schwedische Ortschaften wie Höganäs und Viken sind gut erkennbar. Die erste Lektion beim Stand-up-Paddling lautet daher: Zu viel Wind landauswärts ist schlecht oder wie Vicky Nielsen, Inhaberin des Fahrrad- und Paddle-Verleihs in Gilleleje, es formuliert: »Ich möchte nicht, dass ihr in Schweden landet.« Tim und sein Papa stellen sich gut an. Erst auf Knien, später aufrecht, paddeln sie parallel zum Ufer – bis sie letzten Endes doch im kalten Wasser landen.
Die Nähe zu Südschweden ist auch der Grund, warum Gilleleje während des Zweiten Weltkriegs als einer der wichtigsten Fluchtpunkte für dänische Juden nach Schweden fungierte: In den ersten Oktobertagen 1943 schmuggelten Fischer auf ihren Kuttern und Schiffen rund 7000 dänische Juden aus dem von Deutschland besetzten Dänemark über den Öresund in das freie Nachbarland. Das Gilleleje-Museum zeigt die Fluchtrouten und ein nachgebautes Fluchtschiff. Eine Skulptur mit Blick auf den Kattegatt, direkt am Radweg gelegen, erinnert an die spektakuläre Fluchthilfe der lokalen Bevölkerung, und an diejenigen, denen die Flucht nicht gelungen ist.
Nur 15 bis 30 Autominuten landeinwärts findet sich das waldreiche, königliche Hinterland Kopenhagens. Die Schlösser Fredensborg und Frederiksborg: klingen ähnlich, sind es aber nicht. Frederiksborg liegt in Hillerod, einer Gemeinde im Speckgürtel Kopenhagens. Es beheimatet die geballte Historie Dänemarks und liegt idyllisch an einem kleinen See. Mit Kind schippert man am besten mit der kleinen Fähre ab Hillerøds Fußgängerzone in wenigen Minuten zum Schloss.
Fredensborg (= Friedensburg) ist wiederum heute noch die Residenz der dänischen Königsfamilie und liegt samt weitläufigem Park am Esrum See. »Jeden Tag um 12 Uhr erscheint die Königin, um ihrem Volk zu winken«, erklärt ein vorbeigehender Däne in feinem Zwirn. Und tatsächlich versammeln sich einige Dutzend Menschen vor dem Schloss, um dann einer weit entfernt stehenden gelb gekleideten Frau mit Hund zu huldigen. Damit können Mann und Sohn so gar nix anfangen. Das Museum Lousiana samt moderner Kunst kommt deutlich besser an. Es liegt direkt am Öresund. Viel Glas geben im Gebäude die Sicht frei auf das Meer. Ein großer Park verbindet die verschiedenen Gebäude, sodass sich Kinder zwischen den einzelnen Ausstellungen im Garten austoben können. Für Kinder interessant: Eine begehbare Kunstinstallation mit Lichteffekten von Yakoi Kusama, bei der man aufpassen muss, wo man hintritt, sonst wird es feucht in den Schuhen.
Auch Kopenhagen lässt sich ab Gilleleje in 1,5 Stunden per Zug erreichen. Der Hit ist das Experimentarium im Ortsteil Hellerup, das ausschließlich auf Mitmachen und Ausprobieren angelegt ist: Wasserstoff per Handkurbel erzeugen und dann mit lautem Knall verpuffen lassen oder sich selbst in eine Ganzkörper-Seifenblase verpacken – Tim stellt seinen Museumsbesuchsrekord von fünf Stunden auf. Danach steht eine Besichtigung der unterirdischen Zisternen mit Kunstinstallationen an. Spannend: In dem ehemaligen Wasserreservoir geht man auf schmalen Betonwegen, rechts und links steht immer noch das Wasser, wenn auch nicht tief. Die Zisternen liegen inmitten des Parks Søndermarken, nur wenige Gehminuten entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Zoo.
All dies ist an einem Tag ab Gilleleje gut zu schaffen. Tipp: Die Copenhagen-Card Discover enthält neben Museumseintritt auch den öffentlichen Verkehr in Kopenhagen sowie die Zugfahrt ab Gilleleje (hin und zurück ohne die Card etwa 25 Euro), das Auto kann man vor dem Bahnhof kostenlos parken. Allein das Experimentarium kostet für Erwachsene und ab 12-Jährige bereits 29 Euro Eintritt. Zugfahrt plus Eintritt ins Experimentarium liegen also schon bei 54 Euro, sodass Erwachsene die Kosten für die Card von 62 Euro schon fast abgedeckt haben, für einen 13-Jährigen lohnt die Junior Card für 34 Euro also umso mehr.
Beim letzten Meeresspaziergang bei Gilleleje entdeckt der Vater dann einen pflaumengroßen Gagat, auch schwarzer Bernstein genannt. Viele halten es für Kohle und lassen es liegen. Das Erinnerungsstück wandert in den Familienschatz, neben klassischen Bernsteinen aus einem anderen Dänemark-Urlaub und einer Pfeilspitze aus Südfrankreich.
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