Werbung

Arbeitsmarkt nicht in Top-Form

Arbeitslosenzahlen steigen in Berlin an, in Brandenburg sinken sie nur leicht

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

»Die saisonübliche Belebung des Arbeitsmarkts im Frühjahr lässt weiterhin auf sich warten. Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Berlin und Brandenburg ist aber weiterhin hoch«, bemerkt Ramona Schröder, Regionaldirektionschefin der Arbeitsagentur.

Das passt nicht zusammen. Das sieht auch Nicole Korset-Ristic, Vizepräsidentin der Berliner Industrie- und Handelskammer. »Dass die Arbeitslosigkeit steigt, die Betriebe aber so wenig Bewerbungen wie nie auf ihre ausgeschriebenen Stellen erhalten, passt nicht«, sagt sie. Die Politik solle diesem Phänomen Aufmerksamkeit schenken und, wie im frisch unterzeichneten Koalitionsvertrag von CDU und SPD in Berlin versprochen, die Fachkräftesicherung besser steuern.

185 918 Berliner waren im April arbeitslos gemeldet. Damit ist die Arbeitslosenquote binnen eines Monats um 0,2 Prozentpunkte auf 9,2 Prozent gestiegen. Verglichen mit dem Wert von vor einem Jahr stieg die Quote sogar um 0,5 Prozentpunkte.

In Brandenburg waren im April 78 889 Arbeitslose registriert. Die Erwerbslosenquote sank verglichen mit dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent. Sie stieg aber verglichen mit dem Vorjahreswert um 0,6 Prozentpunkte.

»Der Arbeitsmarkt ist aktuell ein Stück von seiner Top-Form entfernt«, beurteilt Alexander Schirp die Lage. Er ist Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände und meint: »Die Belastungsfaktoren, die derzeit die gesamte deutsche Wirtschaft bremsen, sind auch in der Hauptstadtregion zu spüren. Von einer Krise kann aber keine Rede sein, das zeigt der weiterhin ordentliche Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung.«

In Berlin steige die Arbeitslosenzahl, obwohl im Frühjahr ein Rückgang der Normalfall wäre. Eine Rolle dürfte dabei spielen, dass sich viele ukrainische Geflüchtete als arbeitssuchend melden. Ihnen müsste mit Sprach- und Integrationskursen geholfen werden, sagt Schirp. In Brandenburg komme der Arbeitsmarkt nur wenig von der Stelle. Die Beschäftigung wachse hier weniger stark als im Bundestrend. Auch hier gehe es darum, Ukrainer fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Der Bedarf sei in Brandenburg in vielen Branchen zweifellos vorhanden.

Die Statistik weist für Berlin knapp 42 Prozent der Arbeitslosen unter der Rubrik »Ausländer« aus, für Brandenburg rund 21 Prozent. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagt, der Arbeitsmarkt im Bundesland erweise sich trotz Inflation und Ukraine-Krieg als »robust«.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.