Charles III in Großbritannien: Es lebe der König!

Samstag wird Charles III. in London endlich die Krone aufgesetzt

  • Niko Daniel
  • Lesedauer: 3 Min.
Funktioniert die britische Politik wie eine Nähmaschine? Charles träumt davon, ein guter König zu sein.
Funktioniert die britische Politik wie eine Nähmaschine? Charles träumt davon, ein guter König zu sein.

When saturday comes – dann hat das Vereinigte Königreich wieder einen gekrönten König. Erstmals seit 70 Jahren bekommt am Sonnabend in der Londoner Westminster Abbey wieder ein Monarch eine Krone aufgesetzt. Mit seinen 74 Jahren ist Charles III. der älteste Thronbesteiger in der britischen Geschichte. Als seiner Mutter 1953 mit 27 Jahren die Krone aufgesetzt wurde, war er vier Jahre alt. Es ist nie zu früh, beim Krönen zuzuschauen: Das deutsche Fernsehen überträgt die Feierlichkeiten ab 9 Uhr.

An der Zeremonie nehmen mehr als 2200 Menschen aus 203 Ländern teil, darunter etwa 100 Staatschefs sowie Vertreter anderer Königshäuser. Die Sicherheitskosten betragen 150 Millionen Pfund (170 Millionen Euro). Die Krönung findet um 12 Uhr statt. Dabei berührt der Erzbischof von Canterbury den König an Händen, Brust und Kopf mit »heiligem Öl« – das soll symbolisieren, dass der Monarch von Gott auserwählt ist. Danach gibt es die Krone auf den Kopf. Sie ist über 500 Jahre alt und wiegt 2,1 Kilo – puh.

Als Charles’ Mutter Elisabeth II. 1977 ihr 25-jähriges Thronjubiläum feierte, reimten die Sex Pistols in ihrem größten Hit: »God save the queen / the fascist regime«. Das war etwas übertrieben, machte aber die Punkband weltweit bekannt. Was sollte man heute auf »God save the king« reimen? Vielleicht ein schlichtes »Pling« – für das Geräusch, wenn im Smartphone eine neue Nachricht ankommt? Umfragen zufolge hat mehr als die Hälfte der Menschen im Königreich wenig oder gar kein Interesse an dem Ereignis.

Allerdings sprechen sich immer noch zwei Drittel für die Beibehaltung der Monarchie aus, darunter auch viele Linke. Warum? Weil sie meinen, dass die Königsfamilie im Königreich die letzte konservative Institution sei, die das vollkommen neoliberalisierte Land wenigstens symbolisch zusammenhalte. Denn mit der regierenden Konservativen Partei versinkt das Land in einer Dauerstimmung von Krise und Katastrophe. Seit 2010 agieren sie im Stil eines schlechten Fußballklubs – so intrigant wie erfolglos. Rishi Sunak ist schon ihr fünfter Premierminister in Folge.

Immerhin haben alle Briten am Montag frei, extra für Charles III. Der ist sehr umweltbewußt und träumt davon, ein guter König zu sein. Auch wenn die Sex Pistols damals sangen, dass es in England keine Zukunft geben würde. Doch Charles hört lieber Barbra Streisand: »Don’t Rain On My Parade«. Stimmt wirklich!

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