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Kai Wegner und das Gendern: Ein Bärendienst für Berlin
Birthe Berghöfer über verständliche Verwaltungssprache
Kai Wegner hat sich zu Beginn seiner Amtszeit als Bürgermeister von Berlin direkt einer der größten Herausforderungen der Stadt gewidmet: Um die Sprache der Verwaltung möglichst verständlich zu gestalten, möchte er auf das Gendern verzichten. Behörden sollten es etwa Menschen, die nach Deutschland kommen, »nicht unnötig schwer machen«, erklärte er im Interview mit der »Bild am Sonntag«. Er selbst habe daher »noch keinen Brief in Gendersprache unterschrieben.«
Das ist einleuchtend, verzweifeln doch Zugewanderte wie Alteingesessene nicht an den horrenden Mieten und dem täglichen Verkehrschaos, sondern an der geschlechtergerechten Sprache auf Verwaltungsdokumenten.
Wegners Ziel ist grundsätzlich richtig, der Weg jedoch falsch. Vielleicht sieht der CDU-Mann auch einfach den Wald vor lauter »raumübergreifendem Großgrün« nicht. Denn Beamtendeutsch ist vor allem durch verschachtelte Sätze und eine Aneinanderreihung von Substantiven schwer zu verstehen – selbst für Hochqualifizierte mit Deutsch als Muttersprache. Auch bei einem Verzicht auf gendersensible Sprache dürfte die Berliner Verwaltung gleichbleibend unverständlich sein.
Hinweis: Zunächst war in Medienberichten zu lesen, dass in der Berliner Verwaltung zukünftig auf gendersensible Sprache verzichtet werden solle. Gegenüber dem »Tagesspiegel« erklärte Kai Wegner, dass es keine Rückabwicklung in der Verwaltung geben werde und es ihm lediglich um seine Kommunikation gehe.
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