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Helenesee: Urlaub am See ohne Badespaß
Der Helenesee von Frankfurt (Oder) ist nach Rutschungen weiter gesperrt
Mit seinem glasklaren Wasser, den breiten Sandstränden und kleinen Buchten ist der Helenesee bei Frankfurt (Oder) ein beliebtes Naherholungsgebiet. Doch vor zwei Jahren wurde das Gewässer gesperrt, nachdem am Ostufer massive Rutschungen festgestellt wurden. Eine ganze Region geriet danach in Schockstarre. Die Gäste auf dem anliegenden Zeltplatz wurden weniger. Badelustige suchten sich andere Seen. Es gab Absagen von Festivals und fehlende Einnahmen für Gewerbetreibende. »Für uns als Stadt ist das wirklich schlimm«, sagt Oberbürgermeister René Wilke (Linke).
»Vorsicht Altbergbaugebiet. Betreten verboten. Böschungsrutschungsgefahr!«, steht auf Warnschildern an Bauzäunen. Dahinter regt sich nichts. Verwaiste Strände und leere Stühle vor Imbissbuden zeugen vom Dilemma der Gastronomen. Wie lange sperrt das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe den See noch? Das kann Präsident Sebastian Fritze noch nicht beantworten. Zumindest ist aber ein Schritt Richtung Sanierung getan. Fritze zufolge sind Kernbohrungen am Nord- und Westufer erfolgt. Das Bergamt hatte unter anderem damit in den vergangenen Monaten die Gefahrenlage erkundet. Die Untersuchungen hatten sich verzögert, weil zunächst keine geeignete Fachfirma dafür gefunden werden konnte. Voraussichtlich Ende September solle das Gutachten zur Standsicherheit vorliegen, sagt Fritze. Dann soll klar sein, welche Flächen gesichert werden müssen.
Bei dem 60 Meter tiefen Gewässer handelt es sich um das Restloch des Braunkohletagebaus »Helene«, der von 1943 bis 1958 in Betrieb war. Danach wurde der Tagebau als unwirtschaftlich aufgegeben. Die Grube lief bis etwa 1970 voll Grundwasser. Abgerutschte Böschungen und Teilsperrungen hatte es im Laufe der Jahre häufig gegeben. Das Südufer wurde 2010 gesperrt.
Nach Angaben der Stadt wird die Öffentlichkeit im September über Ergebnisse des Gutachtens informiert. Nicht wenige hoffen, dass vielleicht doch Teilabschnitte des Helenesees wieder betretbar sind. Aber dazu kann Fritze nichts sagen. Zunächst soll das Gutachten Grundlage für die Vorplanung sein. Dazu gehört Fritze zufolge die Kartierung der Biotope und geschützten Arten. »Eine naturschutzfachliche Kartierung des Sanierungsgebietes benötigt allerdings eine gesamte Vegetationsperiode, also ein Jahr«, erläutert er. Erst dann folgen Planung, Ausschreibung und Ausführung der Sicherungsmaßnahmen. Der Zeitrahmen hänge auch von den Firmen ab, die die Arbeiten übernehmen.
Einsame Schilder weisen zum Stellplatz der Camper, zu Bungalows und zum Minimarkt. In Spitzenzeiten gibt es 60.000 Übernachtungen im Jahr und bis zu 120.000 Tagesgäste. »Wir kämpfen hier ums Überleben«, beschreibt Daniel Grabow die Lage. Er ist Inhaber der Helenesee AG und betreibt auch den Campingplatz. Nach zwei Jahren Sperrung erwartet er, dass über die weiteren Schritte transparent kommuniziert wird. »Es müssen verbindlich zeitliche Perspektiven geschaffen werden, damit die Gewerbetreibenden planen können.« Die Sanierung des Sees müsse Priorität bei den Behörden haben, fordert der Unternehmer. »Wir haben bislang wenig Verbindliches.« Ob er am Ende des Jahres noch seine Rechnungen bezahlen könne, wisse er nicht.
Camper wie das Ehepaar Reinert aus Blankenburg im Harz halten dem Helenesee die Treue. Die Reinerts kommen seit vielen Jahren mit dem Wohnwagen. »Wir fahren viel Fahrrad«, sagen beide und bedauern, dass sie derzeit nicht schwimmen dürfen. Der Ruhe durch die Sperrung können sie aber einiges abgewinnen.
»Dieser See ist für die Lebensqualität und Attraktivität der Region sehr wichtig«, sagt Oberbürgermeister Wilke. Das Interesse der Bürger an der Sanierung sei deshalb groß. Die Verluste bei den Gewerbesteuern kann der Politiker nicht beziffern, eine andere Zahl hat er aber parat. Als das letzte Beach-Festival am Helenesee stattfand, gab es durch Hotelübernachtungen und Einkaufstouren von Besuchern ungefähr eine Million Euro Umsatz in der Region.
Die Stadt Frankfurt (Oder) hat laut Wilke hart darum gekämpft, dass das Areal am See für Veranstaltungen genutzt werden kann. Dazu brauche es aber auch mutige Unternehmer wie Daniel Grabow, lobt Wilke. Im Sommer werde es fast jede Woche Veranstaltungen geben, darunter mehrere Festivals. Auch die Europa-Universität Viadrina will Feste mit Blick auf den See ausrichten.
Doch wie viele Jahre der Sperrung müssen überbrückt werden? Und wie werden die Kosten für die Sanierung aufgeteilt, die auf 40 bis 60 Millionen Euro geschätzt werden. Experten kommen zu dem Schluss, dass der Bund sich beteiligen müsste. Doch die Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft, die im Auftrag des Bundes alte DDR-Tagebaue saniert, sieht sich hier nicht in der Pflicht. dpa
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