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Alba Berlin: Dem BBL-Aus könnte der große Umbruch folgen
Alba Berlin scheitert früh in den Playoffs. Nun könnten langjährige Stützen den Klub verlassen, die vor Kurzem noch als unersetzbar galten
Der deutsche Meister ist raus. Dreimal in Serie hatte Alba Berlin zuletzt den Titel der Basketball-Bundesliga (BBL) erobert, sogar fünfmal in Folge stand der Verein im Finale, doch dieses Mal scheiterten die Berliner schon im Playoff-Viertelfinale an Ulm: 81:83 ging am späten Mittwochabend das vierte Spiel verloren und somit auch die Serie mit 1:3. Es war ein überraschend frühes Ende, nachdem Alba in der Hauptrunde mit nur drei Niederlagen so erfolgreich gespielt hatte wie nie zuvor. Andererseits schien nach dem verlorenen Heimspiel zum 1:2 am vergangenen Wochenende alles genau auf dieses Ende hinzusteuern.
Berlins Spielmacher Maodo Lô hatte mit der Schlusssirene in der Ulmer Arena zwar die Chance, mit einem Dreipunktwurf die Serie noch einmal auszugleichen. Doch sein Versuch blieb zu kurz – ein Sinnbild für eine ganze Saison. Denn Alba bezahlt nun die Quittung für eine dreijährige Erfolgswelle.
Vor allem die deutschen Nationalspieler Lô und Johannes Thiemann, die erst in Berlin so richtig aufblühten, konnten nie an ihr herausragendes Niveau heranreichen, das sie im vergangenen Jahr immer wieder abriefen. Fast ohne Verschnaufpause hatten beide im Sommer 2022 eine wichtige Rolle auf dem Weg zu Bronze bei der Heim-Europameisterschaft in Köln und Berlin gespielt, dem ersten Edelmetall der deutschen Basketballer seit 2005.
»Ich wache morgens mit Schmerzen auf. Ja, ich weiß – das ist der Preis, den Profisportler zahlen müssen. Denn was wir machen, ist nicht gesund«, hatte Lô vor Kurzem in einer Kolumne von »Bild« geschrieben. »Trotzdem: So wie ich mich fühle, sollte man sich mit 30 Jahren nicht fühlen.« Treffender kann man die Tretmühle kaum beschreiben, in der sich die besten Profisportler wiederfinden. Im Basketball heißt das: Fast jeden Sommer eine EM, WM oder Olympia. Über den Rest des Jahres werden den besten Teams nicht nur 34 Ligaspiele plus Playoffs in der BBL zugemutet, sondern noch einmal so viele in der Euroleague.
Irgendwann fordern dann nicht nur Knochen, Sehnen und Gelenke ihren Tribut, sondern vor allem der Geist. In jedem Playoff-Spiel wirkten die Ulmer schneller, wacher, intensiver, bissiger. Um einiges kleiner gewachsen als die Berliner, machten sie ihre Nachteile mit schnellen Händen wett, die immer wieder in die Passwege schnellten und Alba den Ball klauten. Die Berliner spürten als Serienmeister lange nicht mehr so viel Gegenwehr und konnten sich so schnell nicht mehr umstellen. Mit Ulms Intensität auf der Jagd nach dem ersten Meistertitel konnte Alba nie mithalten. Dieser unbedingte Wille hatte Berlin vor Jahren noch selbst ausgezeichnet. Jetzt warfen sich die Ulmer nach jedem Rebound, während sich die Titelverteidiger einen unkonzentrierten Fehlpass nach dem anderen erlaubten.
So bleibt für Alba eine verlorene Saison in den Annalen stehen. Im Pokal war der Titelverteidiger im Final Four am FC Bayern München gescheitert, auf den die Ulmer nun im Meisterschaftshalbfinale treffen werden. In der Euroleague verpasste Berlin erneut klar die Playoffs. Doch der Verlust könnte schon bald noch größer werden als ein paar Leerstellen im Trophäenschrank. Noch ist unklar, ob Alba auch kommende Saison in der lukrativen Euroleague antreten darf. Dafür müsste die bisherige Wildcard verlängert oder sogar eine dauerhafte Teilnahme erkauft werden. Ob sich der Klub das leisten kann und will, ist ungewiss. Ohne den Anreiz im höchsten Europapokalwettbewerb zu spielen, dürfte Sportdirektor Himar Ojeda jedoch kaum hochkarätigen Ersatz für abgehende Profis finden. Schließlich enden acht Verträge im Sommer, darunter die von Stammspielern wie Maodo Lô, Louis Olinde und Luke Sikma.
Alba konnte seine Spieler zuletzt ungewöhnlich lange binden, doch irgendwann läuft eben auch ein Vierjahresvertrag aus, wie jetzt bei Forward Luke Sikma. Mit seiner Ankunft im Jahr 2017 begann der stete Aufstieg Albas zu alter Größe. Vor zwei Jahren übernahm er zudem das Kapitänsamt. Zuletzt aber zögerte er mit einer weiteren Vertragsverlängerung.
Die Verantwortlichen rund um Geschäftsführer Marco Baldi und Sportdirektor Ojeda werden nicht am Grundkonzept rütteln. Aber es ist kein Zufall, dass ausgerechnet in jener Saison der Erfolg ausblieb, vor der nur zwei Kaderplätze neu vergeben wurden. Eingespielt zu sein, galt im Oktober noch als Trumpf der Berliner, nun wurde genau das zur Achillesferse. Zu ausrechenbar ist Albas Spiel geworden. Zu wenige neue Spieler setzten beim Kampf um Spielzeit die Arrivierten unter Druck, denen am Ende einer kräftezehrenden Saison die absolute Hingabe und Frische fehlten. Insofern könnte sich Alba tatsächlich bald von einigen Stützen trennen, die noch vor einem Jahr als unersetzbar galten.
»Ulm hat besser gespielt. Sie haben die Playoffs angenommen, und wir hatten zu viele kleine Probleme, um da mitzuhalten«, analysierte Trainer Israel González knapp den Ausgang der Saison, in der Albas Frauenteam in seiner ersten Bundesligasaison mit der Halbfinalteilnahme im April erstmals weiter kam als die Männer. Ein Erfolg, den aber sicher auch die Kolleginnen nicht feiern werden.
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