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Keine Grenzen, keine Völker

Grenzkontrollen sind lästig und von zweifelhaftem Wert

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Ich war vergangenen Sommer dort und will diesen Sommer wieder dort Urlaub machen: Auf dem Balkan ziehen mich insbesondere die jugoslawischen Nachfolgestaaten magisch an. Einziges Manko: Es nervt tierisch, von Albanien bis nach Ungarn hinein zehn Mal den Reisepass vorzuzeigen – je zwei Mal pro Grenze, immer auf beiden Seiten. Zuweilen stoppt einen zusätzlich noch der Zoll. Ab Ungarn gibt es dann noch drei Staatsgrenzen bis Berlin, aber keine Kontrollen mehr. Ich atme auf.

»Keine Grenzen, keine Fahnen«, sang die polnische Band »Ich Troje« im Jahr 2003 und versetzte sich dabei in die Perspektive eines Kosmonauten. »Von dort oben ist die Welt einfach nur schön. Keine Länder, keine Völker, keine Kriege kann man von dort oben sehen.« Doch dieses Bekenntnis, in deutscher, polnischer und russischer Sprache vorgetragen, scheint in Brandenburg immer weniger Anhänger zu finden.

Im Bundesland behaupten die Grünen von sich, sie seien die letzte Partei, die sich noch für Geflüchtete einsetze. Die Linke sagt das ihrerseits von sich. Fakt ist: Von anderen Parteien als diesen beiden ist in dieser Hinsicht wirklich nichts mehr zu vernehmen. Stattdessen werden zunehmend Argumente gegen eine humane Asylpolitik vorgebracht, die es früher nur von der AfD zu hören gab.

Es gibt Stellen in Mecklenburg-Vorpommern, da können Flüchtlinge aus Polen fernab von Straßen trockenen Fußes nach Deutschland gelangen. In Brandenburg müssten sie dazu durch Oder und Neiße schwimmen. Dass dabei Menschen ertrinken würden, kann man sich leicht ausmalen. Vor sieben Jahren forderte die damalige AfD-Vorsitzende Frauke Petry, an der Grenze notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Was Brandenburgs CDU heute verlangt, geht nicht so weit. Die Grenzkontrollen laufen aber ebenfalls darauf hinaus, dass Menschen sterben. Klingt unmenschlich, ist unmenschlich.

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