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Oberbürgermeister Badenschier will in Schwerin bleiben
In der Landeshaupt Mechlenburg-Vorpommerns kandidieren am Sonntag eine Frau und fünf Männer
Seit 2016 ist der SPD-Politiker Rico Badenschier Oberbürgermeister der Stadt Schwerin. Als starke Gegenkandidatin des mittlerweile 44-jährigen promovierten Mediziners, seit 2009 Parteimitglied, galt damals Amtsinhaberin Angelika Gramkow (Linke). Sie erhielt im ersten Wahlgang 31,6 Prozent der abgegebenen Stimmen, Badenschier 18,9 Prozent. Das hieß: Beide hatten nicht die absolute Mehrheit erreicht, infolgedessen war eine Stichwahl anzusetzen. Diese gewann der SPD-Kandidat mit 60,1 Prozent.
Ein wesentliches Ziel des amtierenden OB ist die Unabhängigkeit der zweitgrößten Stadt im Nordosten – Schwerin hat rund 96 000 Einwohner, Rostock etwa 209 000 – in puncto Energieversorgung. Wie so etwas aussehen kann, präsentierten Badenschier und Fachleute Ende April. In Schwerin wurde in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (beide SPD) die erste Geothermie-Anlage zur Nutzung von heißem Tiefenwasser in Betrieb genommen. Badenschier will weitere solche Bohrungen vornehmen lassen.
Nun stehen Badenschier sechs Gegenkandidaten gegenüber. Der einzigen fürs OB-Amt kandidierenden Frau ist Kommunalpolitik nicht fremd. Immerhin sitzt Regina Dorfmann seit 2014 als Abgeordnete der Grünen in der Schweriner Stadtvertretung. Die Theaterpädagogin und psychologische Beraterin, als die sie in Lübeck tätig ist, habe viele »grüne Ideen« zur Stadtentwicklung und Verkehrsverbesserung, verrät sie. Vor allem für Radler gebe es noch viel zu tun.
Die Aktionsgruppe Stadt und Kulturschutz (ASK) bietet den 33-jährigen Martin Steinitz, beruflich Planer in einem Call-Center, als OB-Kandidaten auf und nennt als Grund dafür: »Weil es keine bessere Wahl gibt.« Seine Forderungen lauten zum Beispiel: »Entgeltfreien Nahverkehr für alle«, »Bezahlbares Wohnen in jedem Stadtteil« und »Eine autofreie Innenstadt für mehr Natur und Lebensfreude«.
Mit Verwaltungserfahrung will Daniel Trepsdorf bei der Wahl punkten. Er kandidiert für die Linkspartei, hat unter anderem Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Geschichte studiert. In Dresden hat er auch als Bildungs- und Kulturkoordinator im Büro der Oberbürgermeisterin gearbeitet und war für die Feierlichkeiten zum Doppeljubiläum »20 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit in Europa« zuständig. Seit 2015 ist der 46-Jährige in der Linkspartei aktiv und wurde 2019 in die Schweriner Stadtvertretung gewählt. Dort engagiert er sich als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Gesundheit und Bürgerservice.
Noch mehr Themen für sich als möglichen OB nennt der parteilose Thomas Tweer, darunter Nachhaltigkeit, Breitensport, Wohngefühl und Wirtschaft. Der als Diakonie-Geschäftsführer tätige 54-Jährige sieht sich als Vertreter der »bürgerlichen Mitte« und wird bei seiner Kandidatur von CDU, FDP und Unabhängigen Bürgern unterstützt.
Der Wunschgedanke des AfD-OB-Kandidaten Leif-Erik Holm (52) mag indes kaum verwundern: Aufnahmestopp für Flüchtlinge in Schwerin.
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