Werbung

Republica: Von Christian Lindners Ehering bis zum Dschungelcamp

Die Digitalmesse stand in diesem Jahr unter dem Motto »Cash«. Ausgespart wurde dabei weder das Thema KI noch der Ausflug ins Reality-TV

»Über Geld spricht man nicht«, lautet ein deutsches Sprichwort. Generationen sind in dem Glauben aufgewachsen, dass dieses pikante Thema verschwiegen und in den Bereich des Privaten verbannt werden sollte, um Neid und Missgunst vorzubeugen – oder aber aus der Befürchtung heraus, bei Zuwiderhandlung zum Teilen des eigenen Reichtums aufgefordert zu werden. Diesem bürgerlichen Verständnis hielt die Hip-Hop-Combo Wu-Tang Clan bereits in den frühen 90ern den Spiegel vor. Mit ihrem ikonischen Song »Cash rules everything around me« (C.R.E.A.M) machten die New Yorker deutlich, dass man es sich erst einmal leisten können muss, nicht über Geld zu sprechen.

Auf der diesjährigen »Republica« hat man eben das getan und die Konferenz für Netzpolitik und Digitalkultur unter das Motto »Cash« gestellt. Das ist erfreulich, weil es dadurch nicht beim unkritischen Abfeiern technischer Innovationen blieb, sondern ebenfalls Machtfragen diskutiert wurden, etwa wer vom Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) profitiert. Oder – Stichwort Automatisierung und Rationalisierung – inwiefern die Technik dazu beiträgt, Verantwortlichkeiten des Menschen zu verschleiern, wenn diese unliebsame Entscheidungen treffen. Merksatz: Nicht die KI trägt Schuld daran, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Verantwortlich dafür sind immer noch Menschen (in der Regel Chef*innen), die diesen Schritt anordnen (in der Regel aus dem Interesse der Profitmaximierung).

Klatsch und Tratsch auf der Digitalkonferenz

Wenn es um Verantwortung und Profitmaximierung geht, ist auch Christian Lindner (FDP) nicht weit. Der Finanzminister spricht nicht nur liebend gerne über Geld, er schreckt auch nicht davor zurück, die Position des Advocatus Diaboli einzunehmen. Wenig überraschend, dass das Konferenzpublikum seine Absage an eine Vermögens- und Erbschaftssteuer bei Unternehmensübertragungen zur Finanzierung von Maßnahmen gegen die Folgen der Klimakatastrophe mit unmissverständlichen Missgunstbekundungen quittierte.

Deutlich besser als der Finanzminister kam ein Blick hinter die Kulissen des Reality-Fernsehens an. Fernsehproduzentin Pamela Kretzschmar faszinierte mit Einblicken aus dem Innenleben des berühmt-berüchtigten Palazzo Versace. Während des »Dschungelcamps« beherbergt das Hotel an der australischen Gold Coast die bereits ausgeschiedenen Teilnehmer*innen der Erfolgssendung.

Apropos Klatsch und Tratsch: Der Flurfunk der Konferenz vermeldete zwischenzeitlich, Lindner habe auf dem Podium keinen Ehering getragen! Ein Anzeichen für Ehekrach zwischen dem Finanzminister und der »Welt«-Journalistin Franca Lehfeldt? Fehlanzeige. Der Boulevard enthüllte bereits nach der glamourösen Hochzeit auf Sylt im vergangenen Sommer, dass Lindner sich »komplett« fühle, auch ohne einen Ring zu tragen. Unbeantwortet blieb bislang allerdings, ob er das Tragen auch verweigert, um Neid und Missgunst vorzubeugen – oder aus der Befürchtung, zum Teilen des eigenen Reichtums aufgefordert zu werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -