Mit Wasser haushalten

Kommentar: Wir sind nicht fit für den Klimawandel

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 2 Min.

Von der Dissonanz zwischen dem Erforderlichen und dem, was tatsächlich passiert, können Klimaaktivisten ein Lied singen. So sehr mir die religiöse Protestästhetik der Letzten Generation zuwider ist, wenn sich Menschen im unbegründeten Vertrauen auf die Beißhemmung von Autofahrern vor diesen ankleben, so sehr kann ich ihre Verzweiflung verstehen. Es übersteigt durchaus das Begreifliche, dass die Konsequenzen des »Weiter so« bekannt sind, aber keine adäquaten Maßnahmen ergriffen werden.

Im Sommer bekommen wir einen Vorgeschmack auf das, was uns bevorsteht. Es gibt mehr Todesfälle durch die Hitzewellen, und Städte wie Berlin heizen sich bis ins Unerträgliche auf. Auch das städtische Grün bietet immer seltener Schutz und Abkühlung für die umliegenden dicht bebauten Wohngebiete. Entweder wird es durch ein Bauvorhaben infrage gestellt oder es verdorrt. Gleichzeitig soll der Vergnügungspark Tropical Island in Brandenburg erweitert werden und Tesla verbraucht in Grünheide mehr Wasser als der Region guttut. Aber wie Elon Musk vor zwei Jahren schon lachend erklärte: »Lächerlich! Diese Region hat so viel Wasser.«

Unter Wassermangel leidet auch die Hasenheide in Berlin. Sie ist gleichzeitig ein gutes Beispiel dafür, was politisch schiefläuft. Gern würde man benutztes Wasser aus dem benachbarten Columbiabad zur Bewässerung des Volksparks verwenden. Doch ist das nicht möglich, weil es einem Besitzerwechsel von den landeseigenen Bäderbetrieben gleichkäme, was ein verwaltungsrechtliches Problem ergibt, das ohne Gesetzesänderung nicht zu lösen ist. Genauso wenig darf Niederschlagswasser von privaten Flächen für die Bewässerung im öffentlichen Straßenland verwendet werden.

Klar, das sind nur kleine Stellschrauben. Selbst wenn man sie richtig einstellt, ist der Job der Klimaaktivisten längst nicht getan. Sie zeigen aber, dass der Kampf gegen den Klimawandel oder die Anpassung an dessen Folgen nicht nur eine technische, sondern eben auch eine rechtliche Frage ist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!