Tote Fische im Landwehrkanal: Wasserbetriebe fordern Schwammstadt

Nach dem massenhaften Fischsterben im Berliner Landwehrkanal sehen die Wasserbetriebe das Problem bei zu vielen versiegelten Flächen

  • Nora Noll
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Samstag sind zahlreiche Fische im Berliner Landwehrkanal gestorben. Darauf machte zuerst der Nachrichtensender des RBB aufmerksam. Nach dem Starkregen am Freitag und Samstag seien die Sammelpunkte der Kanalisation übergelaufen, erklärte der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. Regen- und Abwasser seien deshalb in den Kanal geflossen, der auf der Höhe des Schlesischen Tors in Kreuzberg von der Spree abgeht und in Charlottenburg wieder in den Hauptkanal mündet. Wegen eines zu niedrigen Sauerstoffgehaltes seien die Fische erstickt.

Dort, wo sich sonst am Wochenende Schlauchboote tummeln, schwammen am Wochenende Hunderte verendete Tiere bauchoben. Das zeigen Fotos und Videos, die Passant*innen am Samstag online veröffentlichten. Was sofort Assoziationen zur Umweltkatastrophe in der Oder vergangenes Jahr hervorruft, ist laut Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe, jedoch kein ungewöhnliches Phänomen.

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Die Ursache liege in der Funktionsweise des Berliner Abwassersystems begründet, erklärt er im Gespräch mit »nd«. Wie in vielen Großstädten basiere die Kanalisation in der Innenstadt, also innerhalb des S-Bahnringes, auf einem Mischsystem: Das Regenwasser von der Straße fließt mit dem Schmutzwasser aus Privathaushalten und Gewerbe zusammen. Im Falle von Starkregen sollen sogenannte Überlaufpunkte verhindern, dass dieses Mischwasser in Gewässern landet oder Straßen überschwemmt. Ein Überfließen bei überdurchschnittlichem Niederschlag etwa alle drei Jahre sei jedoch mit einberechnet.

Anders als etwa München oder Hamburg fehle Berlin aber in diesem Fall ein »leistungsfähiges Gewässer«. »Wir haben hier stehende Gewässer, die Spree und die Havel sehen zwar groß aus, aber nur weil sie durch Schleusen aufgestaut sind.« Sie wärmten sich im Sommer schneller auf, in Verbindung mit »organischem Material« wie Laub entstünden dann Gärprozesse, der Sauerstoffgehalt sinke.

»Jetzt kam hinzu: Wir hatten wochenlang keinen Niederschlag, und der Regen hat dann Megatonnen von Organik wie Blütenstaub in das Wasser gespült«, so Natz. Als dann auch noch das Level der Kanalisation erreicht war und mehrere der insgesamt 180 Sammelpunkte überliefen, sank der Sauerstoffgehalt anscheinend unter das lebensnotwendige Niveau.

Handlungsbedarf sieht Natz vor allem bei der Umsetzung der Schwammstadt. Flächen müssten entsiegelt und Grundstückbesitzer*innen dazu verpflichtet werden, das auf ihr Grundstück gefallene Regenwasser durch eigene Speicher aufzufangen und im besten Falle wieder Grünflächen zuzuführen. »Wenn das nicht passiert, werden wir im nächsten Jahr dasselbe Gespräch wieder führen.«

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