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Porsche: Naziprofiteure und Klimaverbrecher
Porsche-Hauptversammlung von Protesten begleitet - Die Letzte Generation blockierte Zufahrten
Eigentlich ist beim Autobauer Porsche gerade Feierstimmung angesagt. Im vergangenen Herbst ist der Konzern an die Börse gegangen. Der Wert der Vorzugsaktien ist seitdem gestiegen. Das passt auch zu den Zahlen, die Porsche und VW-Chef Oliver Blume bei der Aktionärsversammlung am Mittwoch präsentiert: Porsche machte einen Umsatz von 37,6 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg auf 5 Milliarden Euro, in diesem Jahr will der Dax-Konzern über 40 Milliarden umsetzen. Am Dienstag präsentierte der Konzern seinen Einstieg beim VfB Stuttgart. 100 Millionen Euro ist Porsche die Beteiligung am Bundesligisten wert. Gefeiert wurde in diesem Jahr auch schon, der 75. Geburtstag von Porsche als Sportwagenhersteller.
Bereits die Geburtstagsparty Anfang Juni wurde von Aktivist*innen der Letzten Generation gecrasht. Bilder von rabiaten Sicherheitsmännern, die Aktivist*innen aus einer Zufahrt zerrten, gingen durchs Netz. Auch die Hauptversammlung wurde von Protesten begleitet. Die Letzte Generation war wieder mit dabei, diesmal auf den Zufahrtstraßen zur Porsche-Arena, die übrigens zwischen der Hans-Martin-Schleyer-Halle und der Mercedes-Benz-Arena liegt.
In Stuttgart schätzt man die Industrie. Deswegen sind Ort und Anlass auch so gut geeignet für die Letzte Generation. Seit Wochen thematisiert die Gruppe die klimaschädlichen Einflüsse von Superreichen. »Euer Luxus, unsere Dürre« sowie »Nach euch die Sintflut?« steht auf Transparenten der Blockierer*innen.
»Die Bundesregierung geht Klimaschutz völlig ungerecht an«, erklärt Mischa Bareuther, der sich an der Sitzblockade beteiligt. »Während Unternehmen wie Porsche über Herrn Lindner direkten Einfluss auf die Regierungspolitik nehmen und sich so ihre fossilen Profite sichern, treffen Klimaschutzmaßnahmen wie die CO2-Bepreisung Menschen mit niedrigem Einkommen besonders hart.« Ein anderer Aktivist stellt die rhetorische Frage, wer »die fossilen Gewinne der Porsche-Aktionär*innen rechtfertigen« werde, wenn Gesellschaften aufgrund von Dürren, Hunger und des Kollapses der Ökosysteme zusammenbrechen.
Doch beim Protest gegen Porsche geht es nicht nur um die Rolle des Konzerns in der Klimakrise. Als »Nazi« und »KZ-Betreiber« wird Firmengründer Ferdinand Porsche auf Transparenten vor der Halle bezeichnet. Im Gebäude werden Menschen mit Transparenten, die »Nazi-Erbe enteignen« fordern, schnell entfernt.
Aktivist*innen werfen Porsche vor, vom NS profitiert zu haben. »Die Glorifizierung Porsches bis heute ist ein Zeichen eklatanter Geschichtsvergessenheit und so nicht mehr tragbar«, erklärt eine Protestierende. Die Familie Porsche-Piëch müsse als das benannt werden, was sie seien: »Kriegsverbrecher-Erben und bis heute Profiteure dieser historischen Verbrechen«. Bei den anwesenden Aktionär*innen und der Konzernspitze wolle man auf das »fatale Ausbleiben einer Aufarbeitung der Konzerngeschichte« hinweisen, heißt es in einer Mitteilung der Aktivist*innen.
Eine Kritik, mit der sie nicht alleine dastehen. Der Niederländer David de Jong hat nach vierjähriger Recherche im letzten Jahr ein Buch zur NS-Geschichte deutscher Unternehmer veröffentlicht. Eine von Porsche in Auftrag gegebene Studie hält er für eine »Reinwaschung«. Er bemängelt etwa bei der Ferry-Porsche-Stiftung mangelnde Transparenz im Umgang mit der Unternehmensgeschichte.
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