Intolerantes Brandenburg

Es fehlt eine gute Idee, den Hass wirksam zu bekämpfen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Es stimmt schon: Es ist keinesfalls nutzlos gewesen, was seit Juni 1998 unter dem Stichwort »Tolerantes Brandenburg« unternommen wurde. Als ab 2014 viele Kriegsflüchtlinge aus Syrien kamen, trug das Engagement auf ungeahnte Weise Früchte. Während sich im angeblich so weltoffenen Berlin Anwohner über Asylheime empörten, erhielten die ersten Versuche, in Brandenburg Stimmung gegen Geflüchtete zu machen, kaum Zulauf. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) durfte stolz auf seine Heimat sein.

Aber das war leider nicht von Dauer. Viel hätte dann nicht gefehlt, dass es erneut Todesopfer gibt wie in den 1990er Jahren. Zu Brandanschlägen ist es bekanntlich wieder gekommen und auch an tätlichen Übergriffen hat es nicht gefehlt.

Nun steht Brandenburg etwas ratlos da. Einst kam die neofaschistische DVU bei Landtagswahlen über die sechs Prozent nicht hinaus und für die neofaschistische NPD waren selbst solche Werte unerreichbar. Nun liegt die AfD mit 24 Prozent in der jüngsten Meinungsumfrage gleichauf mit der SPD an der Spitze. Im Frühjahr 2024 ist Kommunalwahl, im September 2024 Landtagswahl. Während die übergroße Mehrheit der Bevölkerung sich von den glatzköpfigen Gewalttätern der 1990er Jahre doch irgendwie abgestoßen fühlte, selbst wenn sie Ressentiments gegen Ausländer hegte, sieht es bei der AfD anders aus. Deren Parolen werden wie selbstverständlich hingenommen und bedenkenlos nachgeplappert.

Jeder Versuch, über gute Beispiele von gelungener Integration zu sprechen, ist ehrenwert, aber zum Scheitern verurteilt. Diejenigen, die ihr Kreuz bei der AfD machen, interessiert das alles überhaupt nicht. Mit Fakten ist ihnen genauso wenig beizukommen wie mit dem Erzählen von Lebensgeschichten, die doch eigentlich ans Herz rühren müssten. Ehrlich gesagt, bin ich da selbst ziemlich ratlos. Aber Aufgeben und der AfD das Feld überlassen ist keine Option!

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