Königliche Entschuldigung: Niederlande haben Nachholbedarf

Immerhin sprechen die Niederlande endlich über Kolonialverbrechen: Doch der Weg zu einem echten Bewusstseinswandel ist noch lang

  • Julian Hitschler
  • Lesedauer: 1 Min.
Gedenken an das Ende der Sklaverei am 1. Juli in Amsterdam
Gedenken an das Ende der Sklaverei am 1. Juli in Amsterdam

150 Jahre ist es her, dass die Niederlande die Sklaverei in ihren Kolonien abschafften – doch erst am Samstag hat sich König Willem-Alexander bei einer Veranstaltung in Amsterdam für diese Verbrechen entschuldigt. Diese Geste schafft zwar Aufmerksamkeit für das Thema, doch die Vermögen, die durch koloniale Ausbeutung angehäuft wurden, verbleiben bis heute bei den Eliten der westlichen Welt. Eine echte Restitution würde eine Umverteilung dieses Wohlstands und eine Umgestaltung der internationalen Handelsbeziehungen voraussetzen, damit ehemalige Kolonien souverän ihren eigenen Entwicklungspfad beschreiten können.

Dass die Niederlande über ein enormes Kolonialreich verfügten, fällt hierzulande häufig aus dem öffentlichen Bewusstsein. Für das Selbstverständnis des Landes spielt diese Vergangenheit jedoch eine bedeutende Rolle: Laut einer Yougov-Umfrage aus dem Jahr 2019 sind 50 Prozent der Niederländer stolz auf sie, weit mehr als selbst in Großbritannien, wo ein Drittel der Befragen einen solch verklärten Blick auf das Empire einnimmt. Diese Zahlen zeigen, wie gering das Bewusstsein für die Verbrechen des Kolonialmus in Europa noch immer ausgeprägt ist.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.