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Tour de France: Des Fahrers neue Kleider
Tom auf Tour: Maßanfertigungen für die Profis und Kleidertausch beim Bora-Team
Kleidung ist eine heiße Sache bei dieser Tour de France. Zahlreiche Teams brachten neue Trikots zur Tour, jeder Sponsor will hier ganz besonders glänzen. Israel Premier Tech etwa ließ von Designern den Fernwanderweg »Israel National Trail« auf die Trikots aufbringen. »Wir wollen den vielen 100 Millionen Zuschauern, die die Tour de France weltweit hat, das Israel zeigen, das wir kennen«, erklärte Teamfinanzier Sylvan Adams dazu. Der »Israel National Trail« geht über 1100 Kilometer vom Norden zum Süden des Landes. Mit mehr als 21 400 Höhenmetern ist er steiler als die Frankreich-Rundfahrt. Die hat aktuell mit 55 460 Höhenmetern zwar doppelt so viel, ist aber mit 3404 Kilometern auch dreimal länger.
Mit neuen Trikots wollte auch der deutsche Bora-Rennstall zum Grand Depart kommen. Zur ersten Etappe der Tour de France stellte sich dann zur Verblüffung aller aber heraus, dass die Veranstalter und der Weltverband UCI meinten, die Leibchen seien farblich zu nah am Grünen Trikot des besten Sprinters. So mussten die alten Klamotten aus der Kiste geholt werden. »Ich wollte jetzt keinen Skandal draus machen«, sagte Teamchef Ralph Denk zu »nd«. Aber ein wenig frustriert war er dennoch. »Einen Monat vor dem Rennen müssen Sondertrikots angemeldet werden, dann entscheidet die UCI auch darüber. Wir müssen allerdings zehn Wochen vorher schon produzieren«, sagte er.
Interessant ist auch, dass es sich um ziemlich verschiedene Sets handelt. Denn mittlerweile ist die technologische Entwicklung weit fortgeschritten. »Es ging 2007, 2008, 2009 los, dass man sich im Radsport für Aerodynamik interessierte. Da kommt der Kleidung natürlich besondere Bedeutung zu. Arme und Oberkörper bilden die größten Flächen, die dem Wind entgegengestellt werden«, erläutert Rolf Aldag, als Head of Performance beim Bora-Team für die technische Entwicklung zuständig. Mit besseren aerodynamischen Eigenschaften an Kleidung und Helm, verbunden mit der im Windkanal optimierten Sitzposition kann man auch heute noch gut 30 Watt Energieeinsparung herausholen, ist Aldag überzeugt. Diese Differenz nannte er im Gespräch mit »nd« als Vorsprung der großen WorldTour-Teams, die sich maßgeschneiderte Anzüge und tagelange Tests im Windkanal leisten können. Besonders im Zeitfahren drücke sich diese Differenz dann aus, meinte Aldag.
In anderthalb Jahrzehnten Entwicklungsarbeit haben sich unterschiedliche Eigenschaften von Materialien herauskristallisiert. »Es gibt viele Fasern, die funktionieren gut bei gewissen Geschwindigkeiten. Wir haben ein Sprintsuit, der funktioniert bei hohen Geschwindigkeiten. Idealerweise hat man für den, der den ganzen Tag vorne fährt im Wind hinter einer Fluchtgruppe, einen anderen Anzug als für den, der nur die letzten 200 Meter, aber dafür mit 75 km/h sprinten muss«, erzählt Aldag. Noch einmal andere Fasern haben die Trikots für die Bergfahrer. Da ist nicht Aerodynamik Trumpf, sondern Gewicht und Atmungsaktivität.
Überhaupt gilt es abzuwägen zwischen aerodynamischen Eigenschaften und Tragekomfort. »Man kann nicht nur extrem in eine Richtung gehen und sagen, ich schweiß jetzt hier den Rennfahrer einfach in eine Folie ein. Das ist aerodynamisch toll. Dann fliegt er mir aber nach zehn Minuten wegen Überhitzung in die Luft«, beschreibt Aldag die Folgen nur eindimensionaler Entwicklung. Die alten Trikots von Bora, die jetzt bei der Tour de France wieder herausgekramt wurden, haben immerhin die gleichen Eigenschaften wie die verbotenen.
Tom Mustroph, Radsportautor und
Dopingexperte, berichtet zum 22. Mal
für »nd« von der Tour de France.
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