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Die Linke: Rettet die Schwimmbäder!
Jährlich schließen öffentliche Bäder, Die Linke fordert höhere Finanzierung durch Bundesmittel
Zur Abkühlung ins Freibad, in die Schwimmhalle oder zum Badestrand am See – so lassen sich die immer heißer werdenden Sommer ein wenig besser aushalten. »Wir brauchen nutzbare Schwimmbäder. Sie sind Orte des Schwimmenlernens, des Breiten- und Leistungssports, des Gesundheits- und Rehabilitationssports, Naherholungsorte für die Bevölkerung«, erklärte Michaela Röhrbein, Vorständin der Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bei einer Pressekonferenz der Bäderallianz Deutschland Ende Juni.
Besonders für Familien, die sich teure Sommerurlaube am Meer nicht leisten können, sind Freibadbesuche oft wichtiger Bestandteil ihrer Freizeitplanung in den heißen Monaten. Doch das Bädersterben, vor allem im ländlichen Raum, hält weiter an. Seit 2014 wurde jedes zehnte öffentliche Bad geschlossen, im Schnitt 40 pro Jahr. Für viele Menschen wird so der Zugang zu Schwimmbädern erheblich erschwert. Eine besonders dramatische Folge: Immer weniger Kinder lernen überhaupt schwimmen – Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten und migrantischen Familien sind am häufigsten betroffen.
Auch die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken ist in den letzten Jahren laut Erhebungen der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gestiegen. Allein im vergangenen Jahr sind mindestens 355 Menschen ertrunken – 56 Todesfälle mehr als im Jahr 2021. »Das schleichende Bädersterben muss endlich beendet werden!«, fordert die DLRG in ihrer laufenden Kampagne »Rettet die Schwimmbäder«.
Doch warum mussten überhaupt so viele Bäder schließen? Da öffentliche Schwimmbäder zu den sogenannten freiwilligen Leistungen der Kommunen gehören, wird hier oft zuerst gekürzt. Ärmere Kommunen sind davon besonders stark betroffen. Und auch bei den noch etwa 6500 bestehenden Bädern gibt es viel Handlungsbedarf, wie Dr. Christian Kuhn, Sprecher des Zusammenschlusses führender Verbände des Badewesens, in der Pressekonferenz der Bäderallianz mitteilte. Der Sanierungsstau bei öffentlichen Schwimmbädern habe bereits 2016 rund 4,5 Milliarden Euro betragen. Zudem fehlten mindestens 2500 Fachangestellte für das Badewesen und Schwimmmeister.
Zum Auftakt der parlamentarischen Sommerpause forderte Die Linke nun die Ampel-Regierung auf, Kommunen bei der Instandhaltung öffentlicher Schwimmbäder mit mehr Geld aus dem Bundeshaushalt zu unterstützen. Parteivorsitzende Janine Wissler und André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Linke-Bundestagsfraktion, stellten die Forderungen am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Karl-Liebknecht-Haus vor.
Schon 2018 sei eine Online-Petition der DLRG gegen das Bädersterben ein deutliches Signal an die Politik gewesen, so Hahn. Mit 120 000 Unterzeichnenden kam es sogar zu einer Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages. Im Jahr zuvor hatte der Bundestag beschlossen, jedes Kind müsse im schulischen Rahmen am Schwimmunterricht teilnehmen können. »Seitdem ist seitens der Regierung nichts passiert, weder unter der Großen Koalition noch unter der Ampel-Regierung«, mahnte Hahn. »Jedes vierte Kind kann heute nicht an einem schulischen Schwimmunterricht teilnehmen.«
Konkret forderte die Linkspartei ein Bundessanierungsprogramm »für eine in allen Regionen des Landes bedarfsgerechte Ausstattung mit modernen, ökologischen und barrierefreien Schwimmbädern«. Mit einem »Goldenen Plan Sportstätten« sollen Bund und Länder gemeinsam den Sanierungsstau der Bäder abbauen können. Außerdem sollen schwimmbadbetreibende Kommunen einen jährlichen Bonus im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs bekommen. Zusätzlich müsse für Kinder kostenloser Zugang zu öffentlichen Bädern gewährleistet werden – »unabhängig vom Geldbeutel der Eltern«. Dafür solle der Bund jährlich eine halbe Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung stellen.
Janine Wissler nahm die Pressekonferenz noch einmal zum Anlass, die Sparmaßnahmen der Ampel zu kritisieren. Man kürze bei der Kinderförderung, weil man davor zurückschrecke, die Reichen zu besteuern, so die Linke-Vorsitzende. Nachdem Finanzminister Christian Linder Familienministerin Lisa Paus rund 10 Milliarden Euro weniger als ursprünglich geplant zur Verfügung stellte, sind im Bundeshaushalt 2024 auch im Bereich der Sportstättenförderung Streichungen vorgesehen. »Wir sollten uns weniger Gedanken um diejenigen machen, die mehr als 150 000 Euro im Jahr verdienen, als um die, die unter 14 Euro pro Stunde verdienen und sich den Eintritt ins Freibad nicht leisten können«, kommentierte Wissler die Haushaltsdebatten der letzten Woche.
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