Bewusste Provokation aus Schweden

Schwedische Behörden erlauben erneut Koranverbrennung in Stockholm

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

So sind sie, die Muslime: ungestüm, heißblütig, gewalttätig. Zünden mal eben eine Botschaft an, wenn jemand auf dem Koran herumtrampelt. Meinungsfreiheit? Mit dem Islam anscheinend nicht zu haben. So klingt ein Teil des Medienechos auf die Unruhen im Irak.

Die gefühlt halbe muslimische Welt ist in Aufruhr: Schweden zieht zur Sicherheit das Botschaftspersonal aus Bagdad ab, schwedische Botschafter müssen in den Außenministerien ihrer Gastländer antanzen und erklären, warum schwedische Behörden einer Koranverbrennung ihren protestantischen Segen erteilt haben. Ja, warum eigentlich? Offiziell geht es um Meinungsfreiheit. Religion darf scharf kritisiert werden, das steht außer Frage. Und die Stürmung einer Botschaft ist inakzeptabel, so wie das Verhalten der irakischen Sicherheitskräfte, die das Gebäude und die Mitarbeiter nicht geschützt haben. Fragwürdig ist aber eine auf Provokation angelegte öffentliche Aktion wie das Verbrennen des Korans. Augenscheinlich fühlen sich viele Muslime in ihrer religiösen Sensibilität getroffen, selbst wenn man die abzieht, die zu den Protesten aufgestachelt wurden. Falls Schweden exemplarisch zeigen wollte, wie radikale Meinungsfreiheit aussehen kann, ist dies daneben gegangen. Absolute Meinungsfreiheit gibt es nicht, zum Glück, sonst dürften auch Nazis ihre menschenfeindlichen Parolen ungestraft verbreiten.

Unklar bleibt, warum der in Schweden als Flüchtling lebende Iraker eine solche Wut auf den Islam hat, dass er den Koran verbrennen will. Er wird dafür seine Gründe haben. Die Reaktionen waren kalkuliert. Er wolle die »islamische Ideologie« und ihre Vertreter so lange bekämpfen, »bis sie verboten wird«, schrieb er auf Facebook. Schwedischen Medien zufolge diente er sich auch den rechtsradikalen und offen rassistisch auftretenden Schwedendemokraten an. Ein rechtsgerichteter Provokateur also, der aus irgendwelchen Gründen dem Islam seinen persönlichen Krieg erklärt hat. Das hätten die schwedischen Behörden bei ihrer Entscheidung berücksichtigen müssen. Und mit dieser Kenntnis hätten vielleicht auch die aufgebrachten Iraker den Vorfall auf seine echte Dimension zurechtgestutzt: eine billige Provokation. Leider tappen auch Muslime immer wieder in dieselbe Falle und lassen sich zu Gewaltakten hinreißen, wenn irgendjemand im sogenannten Westen Symbole des Islam verunglimpft.

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