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Erinnerung an den »Schwarzen Juli« in Sri Lanka
Auch in der Bundesrepublik gedenken tamilische Verbände der Pogrome vor 40 Jahren
An diesem Montag gedenken Verbände in den tamilischen Gebieten im Norden und Osten Sri Lankas und Tamilen in der Diaspora weltweit der schrecklichen Ereignisse, die am 24. Juli 1983 begannen. Singhalesische Nationalisten und Armeeangehörige nahmen ein Gefecht zwischen der Armee des Inselstaates und Kämpfern der sozialistischen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) einen Tag zuvor, bei dem 13 Regierungssoldaten starben, zum Vorwand für blutige Pogrome gegen die eelamtamilische Minderheit insgesamt.
Singhalesische Mobs zündeten tamilische Geschäfte und Wohnhäuser an. Bis zu 5000 Menschen wurden während der tagelangen Pogrome auf bestialische Weise ermordet und ihre Habseligkeiten geplündert. Nach den furchtbaren Ereignissen flohen rund 150 000 Tamilinnen und Tamilen ins Ausland.
Heute ist bekannt, dass die damalige Regierung unter Junius Richard Jayewardene die Angriffe mindestens systematisch unterstützt hat. Denn die Angreifer waren mit Wählerverzeichnissen ausgestattet, mit denen sie herausfinden konnten, wo tamilische Familien wohnten. Zudem griffen Sicherheitskräfte nicht einmal dann ein, wenn Menschen auf offener Straße ermordet wurden.
Der bekennende Nationalist Jayewardene gilt als der Präsident, der den Bürgerkrieg in seinen Anfängen durch massive Gewalt und Repression gegen die aufkommende tamilische Unabhängigkeitsbewegung buchstäblich am meisten befeuert hat.
Viele weitere Gewaltexzesse
N. Malathy, Mitglied der tamilischen Diaspora und neuseeländische Staatsbürgerin, bestätigt, dass die Pogrome 1983 und andere Gewaltexzesse gegen Tamilen deren Unabhängigkeitsbestrebungen verstärkt haben. Schließlich hatte es bereits in den Jahren 1956, 1958, 1974, 1977 und 1981 massenhaft Morde und Übergriffe gegen sie gegeben, berichtet Malathy gegenüber »nd«.
Die Verbrechen seien nie konsequent geahndet worden, sagt die Autorin mehrerer Bücher über die Unterdrückung der Tamilen und ihre Unabhängigkeitsbewegung. Doch seit dem Schwarzen Juli herrsche eine »Kultur der Straflosigkeit«.
Die heute 85-Jährige erlebte die schrecklichen Tage mit, weil sie kurz zuvor nach Jaffna gereist war, um ihre kranke Schwiegermutter zu pflegen. Wegen der anhaltenden Diskriminierung war sie bereits 1971 mit ihrem Ehemann und den zwei Kindern aufgrund der anhaltenden Diskriminierung nach Neuseeland ausgewandert.
Als sie am Morgen des 24. Juli 1983 in Jaffna ankam, sah sie zahlreiche verletzte Menschen, die schreiend die Straße entlang rannten. Das Militär hatte das Feuer auf Studenten eröffnet, die zu einem nahe gelegenen Unterrichtszentrum gekommen waren, wie sie erst später erfuhr. Alle Häuser ihrer Verwandten wurden in diesem Zeitraum verwüstet und geplündert, die Angehörigen waren bereits geflohen.
Erneut zur Auswanderung gezwungen
Malathy kehrte im Jahr 2002 auf die Insel zurück, nachdem ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet und ein De-facto-Staat Tamil Eelam gegründet worden war. Sie erlebte die erneute Zuspitzung des schwelenden Konflikts, der 2009 mit einem Genozid an der tamilischen Bevölkerung endete. Die Bürgerrechtlerin war unter den Hunderttausenden, die damals in Lagern interniert wurden. Schließlich konnte sie nach Neuseeland zurückkehren, wo sie über die Lage der Tamilen ein Buch veröffentlichte.
Bis heute kämpft sie für das Selbstbestimmungsrecht der Tamilen in allen gesellschaftlichen Bereichen und für eine internationale Untersuchung der Pogrome und des Völkermordes. An die Vereinten Nationen appelliert sie, den Genozid an den Tamilen endlich als solchen anzuerkennen.
Diese Forderungen werden an diesem Montag auch Angehörige der tamilischen Community in der Bundesrepublik auf die Straße tragen. In acht Städten rufen sie zu Kundgebungen auf. Am meisten Teilnehmer*innen werden in Düsseldorf erwartet. Die nordrhein-westfälische Linke beteiligt sich und fordert von der Bundesregierung, sich gegenüber der Regierung von Sri Lanka für die Aufklärung der Verbrechen gegen die tamilische Minderheit einzusetzen. Landessprecherin Kathrin Vogler fordert den sri-lankischen Staat in einer Stellungnahme auf, »die damals Verantwortlichen juristisch zur Rechenschaft« zu ziehen und »die politischen Gefangenen aus der Zeit des Bürgerkriegs« zu entlassen. »Die Landesregierung NRW und die Bundesregierung müssen ihr Schweigen endlich beenden«, mahnt Vogler.
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