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- Wohnungsmangel
Berlin: Mit drei Kindern in zwei Zimmern
Privatsphäre Fehlanzeige: Migrantische Familien leben teils auf engstem Raum
Dass jedes Kind ein eigenes Zimmer hat, ist ein Luxus, den sich viele Familien in Berlin nicht leisten können. Nicht nur, dass es am Angebot großer Wohnungen mangelt. Familien, die wenig Geld zur Verfügung haben, können sich angemessenen Wohnraum oftmals auch nicht leisten.
Die Folge ist ein Leben auf engstem Raum. Dass Eltern sich mit ihren drei Kindern eine Zwei-Zimmer-Wohnung teilen, ist keine Seltenheit in der Hauptstadt. Das hat auch der Berliner Beirat für Familienfragen festgestellt. In Kreuzberg, Neukölln und Moabit haben sie im Juni und Juli Familienforen durchgeführt, bei denen Eltern ihre Sorgen schildern konnten. Am häufigsten genannt: beengte Wohnverhältnisse.
In überbelegten Wohnungen zu leben, hat weitreichende Folgen. Es fehlt an Privatsphäre. Kinder hätten oft keinen Platz für einen eigenen Schreibtisch beziehungsweise nicht die nötige Ruhe, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Eltern könnten unter anderem nicht wirklich abends Fernsehen schauen, sobald die Kinder im Bett sind. Es sind zahlreiche Probleme, die die Familien bei den Foren des Beirats schilderten.
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»Auch Ereignisse, wie sie im Columbiabad passiert sind, hängen mit den beengten Wohnverhältnissen zusammen«, sagt Kazım Erdoğan, Vorsitzender des Berliner Beirats für Familienfragen, zu »nd«. Es sei nicht gut für die Psyche, in beengten Wohnverhältnissen zu leben; aus Jugendlichen platze es dann zum Teil heraus. Erdoğan wünscht sich, dass das Augenmerk beim Neubau stärker auf große Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern gelegt wird. Falls diese Wohnungen einmal leer stehen sollten, könne man sie immer noch an Studenten-WGs vermieten, ist er sich sicher.
Rund 8,6 Millionen Menschen in Deutschland wohnen laut Statistischem Bundesamt in überbelegten Wohnungen. Zwar gilt für Kinder unter 12 und bei Kindern gleichen Geschlechts sogar bis 17 Jahre ein gemeinsamer Raum als angemessen. Ab 18 Jahren muss das Kind aber ein eigenes Zimmer haben, damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt. Mit der Zahl der Kinder steigt deshalb das Risiko der Überbelegung, das gilt in besonderem Maße für Alleinerziehende.
Gerade in der Neuköllner High-Deck-Siedlung, für die nach den Ausschreitungen zu Silvester Maßnahmen angekündigt worden waren, müsse man schneller ins Handeln kommen und Angebote für Kinder und Jugendliche aus überbelegten Wohnungen schaffen, so Erdoğan. Vieles, was versprochen wurde, sei noch nicht umgesetzt, sagt er. Eine Maßnahme, die ihm direkt einfällt: Es brauche einen weiteren Jugendclub. Bisher käme auf 1500 Jugendliche nur eine einzige solche Einrichtung.
Die High-Deck-Siedlung wurde in den 70er und 80er Jahren erbaut. Zu jener Zeit eine beliebte Wohnsiedlung, wird sie heute in einer Reihe mit der Gropiusstadt oder dem Märkischen Viertel auch als »sozialer Brennpunkt« genannt. Erst gehörte sie der Buwog, dann Vonovia; im Zuge der Fusion mit der Deutschen Wohnen wurde die Siedlung 2021 an die landeseigene Howoge verkauft.
»Die Landeseigenen geben sich mehr Mühe«, sagt Erdoğan. Müllberge, Schädlinge und abgestellte Möbel: Die Auswertung der Familienforen zeigt auch, dass neben der Überbelegung der Zustand der Wohnanlage zu den größten Sorgen der Familien zählt. »Bei einer Siedlung, die 30 bis 40 Jahre brachliegt, kann man das nicht von heute auf morgen korrigieren«, so Erdoğan. Nicht nur das Wohnungsunternehmen, sondern alle vom Bezirk bis zum Senat seien gefragt, wenn es um die High-Deck-Siedlung geht. »Bald ist wieder Silvester«, sagt er.
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