Kindermedizin: Fehlende Vorsorge

Ulrike Henning über gravierende Mängel in der Kindermedizin

Mitten in den Sommerferien sind die meisten Kinder gesund und viele unterwegs mit ihren Eltern im Urlaub. Auch bei den Kinderärzten könnte es gerade eine Atempause geben und vielleicht sogar Praxisferien. Die saisonalen Erkältungswellen kommen früh genug zurück. In dieser Situation muss der Verband der Pädiater aber warnen: Der Winter ist noch nicht gesichert, sprich, die dann vielleicht wieder notwendigen Fiebersäfte seien aus Sicht der Mediziner noch nicht bevorratet oder ausreichend verfügbar. Das neueste Gesetz gegen Lieferengpässe sei für die Pharmahersteller noch nicht attraktiv genug. Am Ende würde der fortgesetzte Mangel erneut viele Rennereien für die Eltern bedeuten und weiter zusätzlichen Aufwand für die Apotheken, irgendwo Reserven zu heben oder die Säfte selbst zu mischen.

Würde es eine Lösung des pharmazeutischen Problems geben, vielleicht durch eine teuer bezahlte Herstellung in Europa, wäre aber auch dann die Kindergesundheit nicht auf der sicheren Seite. Gerade ergab eine Umfrage, dass die Lage in der stationären Versorgung, selbst ohne saisonale Infektwellen, alarmierend sei. Patienten werden abgewiesen, Betten sind gesperrt, Ärzte und Pflegende gestresst. Wo noch Kinder versorgt werden können, ist die Arbeitsverdichtung so hoch, dass die Hälfte der Befragten Pausenzeiten selten oder nie einhalten kann. Angesichts dessen sind Fehl- und Überdosierungen von Medikamenten nicht überraschend.

Eine Auflösung des Problems erhoffen sich viele durch die anstehende Krankenhausreform. Ob diese aber greift und wann, ist noch die Frage. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die nächste Erkältungssaison früher als die Reform kommt. Die Influenzasaison im jetzigen australischen Winter lässt Schlimmes ahnen. Und sie betrifft in diesem Jahr ausgerechnet Kinder besonders schwer.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -