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Beste Spielverderberin: Schwedens Zećira Mušović gegen Spanien

Die 27-jährige Torfrau ist auch im Halbfinale der WM die Hoffnung der Schweden

  • Frank Hellmann, Sydney
  • Lesedauer: 4 Min.
Schwedens starker Rückhalt: Torhüterin Zećira Mušović
Schwedens starker Rückhalt: Torhüterin Zećira Mušović

Die Abläufe im Eden-Park von Auckland werden sich jetzt erneut wiederholen. Bevor Zećira Mušović vor den Nationalhymnen den Rasen betritt, umklammert sie mit der linken Hand ihre Handschuhe, mit der rechten wird ein Einlaufkind geführt, dann den Kopf heben, rausgehen und lächeln. Es sind Momente, in denen die schwedische Nationaltorhüterin genießt, was ihr bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gefällt: Sie hat für die aufregendste Zeit ihrer Karriere ihre beste Form.

Dass die unbeugsamen Skandinavierinnen im Halbfinale gegen die spielstarken spanischen Fußballerinnen an diesem Dienstag die Endspieltür aufstoßen können, um nach 20 Jahren wieder in ein Endspiel einzuziehen, ist auch ihrer tüchtigen Torhüterin zu verdanken. Im Finale von 2003 in den USA zerstörte der Golden-Goal-Kopfball von Nia Künzer den schwedischen Traum vom Titel. Bei dieser WM hätten die Schwedinnen ohne die 27-jährige Zećira Mušović schon früher wieder heimfliegen müssen. Trotz aller kämpferischen Qualität, defensiven Disziplin und taktischen Raffinesse, die dieses Team auszeichnen.

55 Paraden listen die Statistiker des Weltverbandes Fifa bei der bislang besten Nummer eins dieses Turniers auf, die fast im Alleingang im Achtelfinale gegen die USA den Rekordchampion eliminierte. »Ich kann mir keinen anderen Grund als die Torhüterin vorstellen, warum wir das Spiel nicht gewonnen haben«, meinte US-Trainer Vlatko Andonovski zerknirscht. Wenn der schwedische Beton mal brüchig wird, ist immer noch die 1,80 Meter große Spielverderberin zur Stelle, die mit starken Reflexen, sicheren Grundtechniken und gutem Stellungsspiel besticht. Erstaunlich nur, dass diese Qualitäten erst jetzt international auffallen. In Schweden war Hedvig Lindahl mit ihrer Zuverlässigkeit, Ruhe und Ausstrahlung zur zeitlosen Institution geworden, an deren Wachablösung sich lange niemand wagte. Erst mit 39 Jahren und nach 189 Länderspielen räumte die Ikone im vergangenen Jahr nach der EM in England ihren ewigen Platz im Tor.

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Mušović folgte nicht sofort. Und das lag daran, dass sie seit ihrem Wechsel zum FC Chelsea kaum spielt. Stammtorhüterin dort ist die Deutsche Ann-Katrin Berger, die auch nach ihren Ausfallzeiten durch die Krebsbehandlung immer wieder zurückkam. Die Ersatztorhüterin der DFB-Auswahl verfolgt die WM auch nach dem Aus der deutschen Fußballerinnen weiter. »Man ist nicht so oft in Australien«, nennt sie einen Grund. Ein anderer: Ihre Lebensgefährtin Jessica Carter ist mit Englands Team noch im Turnier, beim Viertelfinalsieg gegen Kolumbien war Berger in Sydney dabei. Über ihre Teamkollegin Mušović vom FC Chelsea sagt sie: »Gegen die USA ist Zećira richtig herausgestochen. Sie hat bewiesen, dass sie eine Mannschaft zum Sieg führen kann.«

Es wird eine spannende Frage, wie sich Chelseas Trainerin Emma Hayes für die neue Saison entscheidet. Kann sie die Schwedin wirklich auf der Bank lassen, die von der WM vielleicht als beste Torhüterin mit dem »Goldenen Handschuh« zurückkommt?

Im Nationalteam schreibt Mušović schon jetzt ein berührendes Kapitel. »Ich bin in meiner eigenen Geschichte gelandet und habe verstehen müssen, dass es niemals einfach ist«, sagte sie vor der WM. Ihre Vita ist geprägt davon, Widerstände überwinden zu müssen. Ihre serbischen Eltern flohen in den 90er Jahren vor dem Jugoslawien-Krieg. Während zwei Schwestern und ein Bruder noch nahe der bosnischen Grenze geboren wurden, kam sie bereits in Schweden zur Welt. Als Kind begeisterte sie sich früh für den Fußball, bekam aber immer wieder zu hören, lieber etwas zu tun, was »für ein Mädchen angemessen ist«. Doch beirren ließ sie sich nicht: Bereits mit 17 Jahren ging sie zum Topklub FC Rosengard. Irgendwann musste sie sich für ein Nationalteam entscheiden – und sie gab dem schwedischen Verband die Zusage, weil »die Schweden meine Familie mit offenen Armen empfangen haben«.

Die intelligente Torfrau spricht auch sehr gut Deutsch, weil sie es in der Schule gelernt hat. Und so staunte ARD-Reporter Patrick Halatsch nicht schlecht, als ihm Mušović nach dem schwedischen 2:1-Sieg im Viertelfinale gegen die favorisierten Japanerinnen einige Passagen auf Deutsch antwortete. Und obwohl der Gegner im Halbfinale mit seiner Spielanlage Japan ähnelt, sagte sie: »Spanien ist der nächste aufregende Kontrahent mit einem anderen Stil. Wir werden wieder das Beste tun, um auch dieses Spiel zu gewinnen.« Zu verlieren hat speziell sie nicht mehr viel. Deshalb wird beim Einlaufen auch gelächelt.

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