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- Fußball-WM der Frauen
Spaniens Fußballerinnen erreichen erstmals das WM-Finale
Der Sieg über die Olympiazweiten aus Schweden versprühte kaum Glanz, war aber Ausdruck der personellen Vielfalt der Spanierinnen
Den letzten Ball im neuseeländischen Nieselregen schnappte sich Cata Coll mit der Entschlossenheit eines jagenden Panthers. Die spanische Torhüterin, beim FC Barcelona sonst nur die Vertreterin der weiterhin die Nationalelf boykottierenden Sandra Paños, stieg hoch in die Luft, um die letzte Flanke abzufangen. Sekunden später war der erste Einzug Spaniens ins Endspiel einer Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen nach dem schwer erkämpften 2:1 gegen Schweden perfekt.
Siegtorschützin Olga Carmona sank sofort weinend auf den Rasen im Eden Park von Auckland. Dass die mit der Kapitänsbinde betraute Linksverteidigerin von Real Madrid ein Halbfinale mit einem späten Treffer entschieden hatte, kam selbst den Siegerinnen surreal vor. Doch passte der hohe Schuss über die ausgestreckte Hand der nicht perfekt abspringenden schwedischen Torfrau Zećira Mušović in der 89. Minute noch genau unter die Latte.
»Es ist ein historischer Moment. Wir freuen uns riesig. Wir haben mit ganzer Seele gespielt«, sagte Trainer Jorge Vilda voller Stolz. Später bei der Pressekonferenz stellte der 42-Jährige heraus, »dass wir uns nach so vielen Jahren Arbeit im Verband und in den Vereinen belohnt haben«. Der 42-Jährige dient dem Königlich-Spanischen Fußball-Verband (RFEF) fast schon sein halbes Leben lang, betreute erst die U19-Juniorinnen, ehe er 2015 das A-Nationalteam übernahm.
Im vergangenen Spätsommer hatten 15 Spielerinnen noch heftige Vorwürfe gegen den Verband und Vilda erhoben und fehlende Professionalität beklagt. Das kränkt den Trainer merklich in seinem Ehrgefühl. Nur drei der damaligen Rebellinnen hat er für die WM zurückgeholt. Vielleicht jubelt Vilda auch deswegen bei diesem Turnier viel überschwänglicher als früher. »Gänsehaut« verspüre er nun vor dem Finale, ganz egal ob es gegen Australien oder England geht, die an diesem Mittwoch Spaniens Endspielgegner ausspielen werden.
Dass auch der so ausgedünnte spanische Kader die WM-Trophäe gewinnen kann, ist kein so großes Wunder, wie man glauben mag. Kaum eine Nation hat über mehrere Generationen so viele befähigte Spielerinnen ausgebildet: Die passende Mixtur wird fast auf dem Silbertablett serviert. Da sind erfahrene Korsettstangen wie Jennifer Hermoso oder Irene Paredes, die eine lange Karriere mit vielen Entbehrungen jetzt krönen möchten. Dazu kommen erstklassige Kreativkräfte wie Aitana Bonmatí im besten Fußballerinnenalter. Und es wachsen Talente wie Salma Paralluelo heran, denen die Zukunft gehört.
Wie schon im Viertelfinale gegen die Niederlande (2:1 n. V.) traf die 19-Jährige auch diesmal wieder als Einwechselspielerin (81.). »Ich spüre ganz große Emotionen. Wir haben eine tolle Mannschaft, die alles kann und eine Herausforderung nach der anderen geschafft hat«, sagte die zur »Spielerin des Spiels« gewählte Paralluelo, die in Jugendzeiten auch eine hoffnungsvolle Karriere als Leichtathletin verfolgt hatte. Die Himmelsstürmerin im Finale nicht von Anfang an aufzustellen, wäre eigentlich ein Frevel.
Gegen den Olympiazweiten Schweden hatte noch einmal Weltfußballerin Alexia Putellas den Vorzug erhalten, die in der ersten Stunde eines zähen Ringens ohne viele Torraumszenen kaum Akzente setzen konnte. Dass die Starspielerin danach für ihre junge Klubkollegin Platz machen musste, war folgerichtig. Erst mit Paralluelos Tatendrang und Tempo kam die »Seleccion« ins Rollen. Doch ihr satter Schuss zum 1:0 entschied die am Ende dramatische Partie vor 43 217 Augenzeugen noch nicht.
Es sprach für den unbeugsamen Willen und die taktische Disziplin der Skandinavierinnen, dass ihr listiger Trainer Peter Gerhardsson noch seine Joker aus dem Ärmel zog. Eine Koproduktion der eingewechselten Lina Hurtig als Vorlagengeberin und Rebecka Blomqvist als Vollstreckerin führte prompt zum 1:1 (87.). Für die Verlängerung reichte dieser sehenswerte Ausgleich jedoch auch nicht. »Es ist gerade echt schwer. Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, beschied mit Amanda Ilestedt die mit Abstand beste schwedische WM-Spielerin kurz nach dem Ausscheiden im ZDF.
Während die Abwehrspielerin fast verzweifelt um die richtigen Worte rang, hatte sich die ebenfalls lange in Deutschland spielende Leistungsträgerin Fridolina Rolfö von ihren neuen Teamgefährtinnen vom FC Barcelona zu einem Trikottausch überreden lassen, um gemeinsam mit den Spanierinnen ein harmonisches Schlussbild zu erzeugen. Die Schwedinnen müssen schließlich die Enttäuschung schnell aus den Kleidern schütteln, um vielleicht das Spiel um Platz drei am Samstag in Brisbane als mögliche Versöhnung zu begreifen.
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