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Finanzbildung für den Raketenstandort
Andreas Koristka wünscht sich eine marktwirtschaftlich hoch gebildete junge Generation
Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung pflegt keinen vernünftigen Umgang mit Geld. Millionen von Menschen rutschen regelmäßig schon gegen Mitte des Monats in den Dispo. Von Finanztipps haben sie nie etwas gehört. Sie zählen nicht das Wechselgeld im Supermarkt nach und versäumen es, Getränke ins Kino zu schmuggeln. Auch dass man manche Zeitkarten des ÖPNV mit Klebestift einreiben kann, um später den Uhrzeitstempel abwischen und die Karten mehrmals benutzen zu können, ist ihnen unbekannt. Kein Wunder, dass es so wenige Millionäre im Land gibt.
Andreas Koristka ist Redakteur der
Satirezeitschrift Eulenspiegel. Für
»nd.DieWoche« schreibt er alle zwei
Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«.
Alle Texte unter: dasnd.de/koristka
Wohl wegen dieser Umstände spricht sich Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger von der FDP für ein Schulfach »Wirtschaft und Finanzen« aus. Die Idee ist überfällig. Hätte es dieses Fach schon vor ein paar Jahren gegeben, dann wäre wirklich jeder im Land durch Cum-ex-Geschäfte reich geworden, als sie noch legal waren. Christian Lindner müsste sich das Geseier über die Grundsicherung von armen Kindern nicht anhören und die Hausbesitzer könnten ohne viel Geheule auf Wärmepumpen umrüsten.
Nicht nur in der Jugend gibt es beim Thema Finanzen einen enormen Wissensrückstand, den nicht mal die FDP im Handumdrehen beheben kann. Denn jahrelang wurde falsch priorisiert. Wie kann es eigentlich sein, dass an deutschen Gymnasien die Hochsprungtechnik Fosbury-Flop gelehrt wird, aber die Abiturienten nicht wissen, wie sie ein Girokonto bei der Sparkasse anlegen oder einen Leerverkauf abwickeln? Kein Wunder, dass der überwiegende Teil der Schüler das Taschengeld lieber für Klamotten, Computerspiele und weiche Drogen ausgibt, statt das eigene Wertpapierdepot breit aufzustellen und zusätzlich in Immobilien, Krypto und Gold zu investieren.
Würde man ein neues Fach »Wirtschaft und Finanzen« richtig aufstellen, könnte man die jungen Leute sicherlich für das Thema begeistern. Es müsste vor allem möglich sein, dass man seine Noten aus den Klassenarbeiten neu investieren kann. So müsste sich eine Vier bei guter Stimmung an den Märkten ziemlich schnell in eine Eins verwandeln lassen. Auch wer vorsichtiger agiert und seine Zensuren risikoarm anlegt, wird sein Zeugnis über einen langen Zeitraum von etwa 25 Jahren um mehrere Zehntelnoten verbessern können.
Ist der Blick der Schüler für Finanzen geschult, werden sie viel besser ihr Schulumfeld verstehen. Wenn zum Beispiel die Schulklos selten gereinigt und instandgesetzt werden, kann die Politik mit dem so eingesparten Geld Unternehmen wie Intel und Tesla dafür bezahlen, dass sie sich in Deutschland ansiedeln, um hier Wohlstand zu generieren oder zumindest die Tarifverträge zu unterhöhlen.
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Davon profitieren auch junge Menschen – wenn sie Aktien der betreffenden Unternehmen gezeichnet haben. Noch mehr würden sie profitieren, sollten auch die Schulsporthallen nicht mehr saniert werden. Das eingesparte Geld kann in Fördermittel für Konzerne fließen, wodurch die Aktienbesitzer (also die Schüler) noch reicher werden. Irgendwann schwimmen alle im Geld.
Um diese einfachen Mechanismen müsste es in »Wirtschaft und Finanzen« gehen. Und natürlich müsste erklärt werden, dass man das Bundesbildungsministerium einsparen kann, weil Bildung Ländersache ist. Von den freigewordenen Mitteln könnte Elon Musk eine Raketenabschussrampe in den märkischen Sand bauen, um den Raketenstandort Deutschland zu stärken.
Aber egal, wie rosig diese Zukunft klingen mag: Die Grünen werden letztlich doch wieder alles blockieren.
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