- Kommentare
- Ukraine-Krieg
Antikriegsbündnis: Nicht im Sande versickern lassen
Eine neue Friedensbewegung wird gebraucht, meint Thuy-An Nguyen
Ein neues Bündnis gegen den Krieg in der Ukraine klingt vielversprechend. Es braucht dringend eine europäische Bewegung, die sich dafür einsetzt, dem Leiden ein Ende zu bereiten. Die EU und Deutschland stehen in der Verantwortung, ein friedvolles Miteinander zu schaffen. Doch der kommen sie nicht nach – im Gegenteil. Sie befeuern die kriegerischen Handlungen mittlerweile nahezu erbarmungslos. Die Bevölkerung konnte bislang nur fassungslos zuschauen.
Es ist wichtig, dass die Antikriegskoordination eine Gegenstimme zu Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer sein will. Zu verstörend ist die Zusammenarbeit zwischen der umstrittenen Linken-Politikerin und der noch umstritteneren Alt-Feministin. Doch das Bündnis darf sich nicht verzetteln, wenn es eine Bewegung anstoßen will, die sich mit den Kundgebungen einst im Bonner Hofgarten messen kann.
Die Friedensbewegung der 1980er Jahre war vom atomaren Wettrüsten des Kalten Krieges geprägt. Die Forderungen der Menschen von damals unterscheiden sich von den heutigen. Die neue Bewegung muss lernen, die Anforderungen der heutigen jungen Generation für eine bessere Welt zu verstehen und einzubeziehen. Das Bündnis muss aufzeigen, wie eng Themen wie Klimagerechtigkeit oder soziale Gerechtigkeit mit unseren globalen Wirtschaftsstrukturen verzahnt sind. Rohstoffplünderung, industrielle Massenproduktion, wirtschaftliche Vormachtstellung und militärischer Wettstreit sind ein Kreislauf – und Klimawandel eine der Konsequenzen.
Krieg als Mittel zu wählen, um den Konflikt um die Ukraine zu lösen, stellt die extremste Ausdrucksform des Patriarchats dar. Die »Kriegsherren« Putin und Selenskyj inszenieren sich öffentlich immer wieder als Helden. In der Regel sind aber Frauen* Opfer von Vertreibung oder Vergewaltigung im Krieg, während Männer an die Front ziehen. Diese Verbindungen müssen sichtbar gemacht werden. Nur so kann das Bündnis breitenwirksam werden – und nicht im Sande versickern.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.