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Eisbären Berlin haben in der DEL »viel gutzumachen«

Die Eisbären Berlin wollen mit runderneuertem Team nach einer Katastrophensaison wieder an die Spitze der Deutschen Eishockey-Liga

Rückkehrer und gleich Kapitän: Kai Wissmann
Rückkehrer und gleich Kapitän: Kai Wissmann

Die Enttäuschung aus dem Frühjahr ist inzwischen in Euphorie umgeschlagen bei den Eisbären Berlin. Ein erstes sichtbares Zeichen dafür waren die mehr als 1000 Fans, die zum Trainingsauftakt Anfang August in den Wellblechpalast geströmt kamen. Inzwischen haben sogar rund 5500 Anhänger eine Dauerkarte für die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gebucht – und das trotz der desaströsen Vorsaison. »Wir haben bei den Fans viel gutzumachen«, gestand Cheftrainer Serge Aubin ein. »Wir haben aus der letzten Saison aber auch viel gelernt. Die Jungs haben extrem hart trainiert und wir besitzen nun mehr Flexibilität auf allen Positionen.«

Sportdirektor Stéphane Richer hebt den »guten Mix aus jungen Talenten und erfahrenen Spielern« hervor. Dazu komme »hohe individuelle Qualität« und »die Verstärkung auf der deutschen Spielerseite«. 14 Spieler aus der letzten Saison mussten oder wollten sich neue Arbeitgeber suchen. Dafür wurden zwölf neue verpflichtet: zwei Torhüter, drei Verteidiger, sieben Stürmer.

Besondere Schachzüge gelangen mit den Transfers von Nationalspieler Kai Wissmann und Blaine Byron. Beide kennen das Berliner Eis sehr gut. Der 26-jährige Verteidiger Wissmann, der schon von 2014 bis 2022 für die Berliner spielte und an zwei Meistertiteln beteiligt war, ist nach einer Saison aus Nordamerika zurückgekehrt, wo er beim NHL-Team der Boston Bruins nur im Zweitteam eingesetzt worden war und keinen neuen Vertrag erhielt. Ende Mai gewann er dann mit dem deutschen Nationalteam Silber bei der Weltmeisterschaft, erhielt einen außergewöhnlich langen Fünf-Jahres-Vertrag bei den Eisbären und wurde gleich noch zu ihrem Anführer befördert: »Kapitän zu sein, ist eine große Ehre. Ich will mithelfen, die letzte Saison vergessen zu machen«, kündigte er bereits an.

Mit dem zweiten Rückkehrer Blaine Byron, der ein Jahr in Schweden unter Vertrag gestanden hatte, wurde ein weiterer Schlüsselspieler zurückgeholt. Mit dem 28-jährigen Kanadier ist die einst erfolgreiche Angriffsreihe mit Marcel Noebels und Leonhard Pföderl wieder komplett. Dieser Sturm, der allerdings in der Vorbereitung noch nicht wieder so in Aktion trat, hatte beim letzten Meistertitel 2022 brilliert. Byron erzielte damals 23 Tore und bereitete 33 Treffer vor.

Beim Thema Saisonziel wagte sich bislang nur Nationalspieler Noebels weit aus der Deckung: »Ich will nicht den Mund zu voll nehmen und Dinge sagen, die nachher nicht eintreten, aber mein Gefühl sagt mir: Wir haben eine schlagkräftige Truppe. Ich will mit ihr den zehnten Meistertitel gewinnen.« In neun Testspielen lief noch nicht alles optimal, und die Niederlagen gegen Sparta Prag und Hradec Králové schmerzten. Dennoch hört sich die knappe Kampfansage von Cheftrainer Aubin zum Saisonstart am Freitag zu Hause gegen Vizemeister Ingolstadt so an: »Wir sind startklar gegen eine der besten Mannschaften der Liga.«

Die gewachsene Qualität des eigenen Kaders unterstreichen auch die neuen deutschen Nationalspieler. Mit Frederik Tiffels von Titelverteidiger München, Lean Bergmann aus Mannheim und Tobias Eder (Düsseldorf) wurden mehrere innerhalb der Liga nach Berlin gelockt. Die Eisbären zählen nun sieben Nationalspieler in ihren Reihen, darunter fünf Vizeweltmeister. Zudem wurde eine große Lücke auf der Torwartposition mit dem 30-jährigen US-Keeper Jake Hildebrand geschlossen.

Dafür ist ein Eisbären-Urgestein nicht mehr dabei: Der 38-jährige Frank Hördler hat nach 20 Jahren, neun Meistertiteln und 1026 DEL-Spielen seinen »Herzensklub« verlassen. Der erfolgreichste Spieler der Ligageschichte will in Selb in der DEL 2 seine Karriere beenden. Dort hatte sie einst für den gebürtigen Bad Muskauer begonnen, bevor er im Sommer 2003 nach Berlin wechselte.

Die 30. DEL-Saison wird derweil wieder mit 14 statt wie zuletzt mit 15 Klubs gespielt. Es gibt auch nur einen regulären Absteiger. Wer das sein wird, ist noch völlig ungewiss. An der Ligaspitze hat es dagegen seit zehn Jahren keinen Meister gegeben, der nicht aus München, Mannheim oder Berlin kam. Aktuell ist jedoch ein vierter Klub in vieler Munde: die Kölner Haie, die sich sehr gut verstärkt haben. Titelverteidiger München, der an diesem Donnerstag die Saison zu Hause gegen Düsseldorf eröffnet, gilt dennoch weiterhin als Topfavorit – selbst ohne Erfolgstrainer Don Jackson. Der 67-Jährige hat sich nach neun DEL-Titeln mit Berlin und vier mit München zurückgezogen. Sein Nachfolger, Ex-Bundestrainer Toni Söderholm, nahm die Favoritenrolle aber ohne Umschweife an: »Wir haben ein eingespieltes, harmonierendes Team, für das es nur ein Ziel gibt: die Titelverteidigung.«

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