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Werk Zwickau: VW vernichtet Arbeitsplätze
Wegen der Absatzkrise bei Elektroautos werden in dem sächsischen Werk erste Stellen gestrichen
Das Werk von Volkswagen in Zwickau besteht aus riesigen grauen Hallen. An ein Schiff erinnert es kaum. Jens Rothe verglich es Anfang 2022 dennoch mit einem solchen. Der Betrieb sei »ein Eisbrecher des Wandels«, sagte der Chef des Gesamtbetriebsrates bei VW Sachsen. Anlass war die Umstellung der kompletten Produktion auf Elektroautos. Rothe sah das als guten Schritt Richtung Zukunft: »Die Nachfrage nach unseren Modellen boomt. Die Beschäftigung unserer Mannschaft ist für die kommenden Jahre gesichert.«
Die Einschätzung erweist sich als etwas voreilig; der Zwickauer Eisbrecher steuert gerade durch schwere See. Auf Betriebsversammlungen wurde die Belegschaft an diesem Donnerstag darüber informiert, dass Hunderte Jobs wegfallen. Konkret sollen 269 befristete Verträge, die in Kürze auslaufen, nicht verlängert werden. Befürchtet wird, dass weiteren der insgesamt 2500 befristet Beschäftigten ähnliches droht. Insgesamt arbeiten in dem Werk rund 10 700 Menschen.
Die IG Metall Zwickau kritisierte die Entscheidung. Generell blieben »offene Fragen zur zukünftigen Fahrweise und der daraus resultierenden Personalplanung«, sagte Thomas Knabel, ihr 1. Bevollmächtigter. Er begrüßte aber, dass es nun weitere Gespräche zwischen Betriebsrat und Unternehmen geben soll. Letzteres begründet die Einschnitte mit der »aktuellen Marktsituation«. Zum 1. September lief die staatliche Förderung für gewerblich zugelassene E-Autos aus. Bei diesen hatte es bisher hohe Zuwachsraten gegeben, nun wird ein Einbruch erwartet. Auch private Käufer halten sich zurück. Eine zu Jahresbeginn erfolgte Kappung der Förderung trägt dazu ebenso bei wie Inflationsängste und hohe Strompreise.
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Volkswagen hat den Standort Zwickau seit 2018 auf die ausschließliche Produktion batteriebetriebener Fahrzeuge umgestellt und dafür 1,2 Milliarden Euro investiert. Das Werk sei »weltweit die erste Großserienfabrik eines Volumenherstellers«, die sich vollständig vom Verbrenner verabschiedet habe, hieß es. Derzeit werden sechs Modelle der Marken VW, Audi und Cupra gefertigt. 2022 liefen 218 000 Autos vom Band. 2023 sollten es deutlich mehr sein. Dass es dazu nicht kommen würde, zeichnete sich schon länger ab. Teils wurden Schichten reduziert. Die Stimmung werde deshalb »immer schlechter«, hieß es in einem internen Schreiben von Vertrauensleuten an die Geschäftsführung: »Es reicht! Wir wollen endlich Antworten.« Der Konzern habe Verantwortung, »nicht nur für die Aktionäre, sondern auch für uns«.
In Sachsen sorgen die Nachrichten aus dem Flaggschiff-Unternehmen für Unruhe. Zwar warnt SPD-Wirtschaftsminister Martin Dulig vor »Alarmismus«. Man müsse Anreize schaffen, die dafür sorgten, dass wieder mehr deutsche Elektroautos verkauft werden. Er und sein Amtskollege aus Niedersachsen, wo VW seinen Stammsitz hat, seien dazu mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Gespräch. Diesen machte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in der »Freien Presse« maßgeblich für die Probleme bei VW verantwortlich, weil sein Ministerium die ursprünglich bis 2025 geplante Umweltprämie zurückgenommen habe.
Während aber Dulig davor warnt, nun einen »Abgesang« auf die Elektromobilität anzustimmen, sieht sich die AfD in ihrer grundlegenden Ablehnung bestätigt. Es sei ein »katastrophaler Fehler« gewesen, »einzig auf der Basis horrender Subventionen einen planwirtschaftlichen Umstieg auf die Elektromobilität erzwingen zu wollen«, sagte Fraktionschef Jörg Urban, der CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer mitverantwortlich machte. Auch von diesem kommen skeptische Töne. Man sei zwar »stolz« auf das gewesen, was bei VW in Sachen Elektromobilität passiere. Aber »ganz so erfolgreich ist es dann am Ende doch nicht«, sagte er und schob die rhetorische Frage nach: »Musste das so mit 0 und 1, also absolut nur Elektromobilität, gemacht werden?« Der grüne Abgeordnete Gerhard Liebscher entgegnete, es sei »niemandem damit geholfen, die Antriebswende zu ignorieren und Innovation zu verzögern«. Das würde der regionalen Industrie künftig auf die Füße fallen. Auch Gewerkschafter Knabel nannte Kretschmers Äußerungen »nicht hilfreich«.
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