Thai-Markt in Wilmersdorf: Integration ist nicht reibungslos

Am Preußenpark sollten alle berücksichtigt werden, meint Thuy-An Nguyen

  • Thuy-An Nguyen
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Streit um den Thai-Markt in Wilmersdorf ist ein Konflikt zwischen Communities, deren Lebenswelten im Preußenpark vermeintlich aufeinanderprallen. Tatsächlich jedoch liegen sie nicht so weit voneinander entfernt. Es wäre fatal, wenn das Bezirksamt nicht in der Lage wäre, ein demokratisches Versprechen zu halten, das nach jahrelangen Bemühungen gegeben wurde.

Aktuell ist der Markt eine Interimslösung. Es war vorgesehen, den Markt im Preußenpark zu erhalten – unter Auflagen, an die sich die Händler*innen gehalten haben. Diese Pläne will die schwarz-grüne Zählgemeinschaft nun kippen. Das ist ein Vertrauensbruch. Besonders die Position von Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) sollte skeptisch betrachtet werden. Der Thai-Community war er eigentlich als Unterstützer im Bürgerbeteiligungsverfahren bekannt. Seine plötzliche Kehrtwende ruft Fragen auf. Die Betroffenen können ihn kaum noch ernst nehmen. Ihm zufolge könne der Markt nur bestehen, wenn er dem Grünflächengesetz folgt. Grün- und Erholungsanlagen sind demnach nur so zu nutzen, wie es sich aus der Natur der einzelnen Anlagen ergibt. Alles darüber hinaus bedarf einer Genehmigung, die nur erteilt werden darf, wenn das »öffentliche Interesse überwiegt«.

Was Schruoffeneger übergeht, ist, dass der Thai-Markt einst durch das Zusammentreffen von Eingewanderten und Eingesessenen entstanden ist. Dass kein öffentliches Interesse an dem Erhalt des Thai-Marktes bestehen soll, ist zweifelhaft – eine Petition für seinen Erhalt hat immerhin 24 000 Unterschriften gesammelt. Natürlich gilt es, die Interessen der Anwohner*innen zu berücksichtigen. Aber es wäre wünschenswert, diese Stimmen nicht gegeneinander aufzubringen – sondern zusammenzubringen. Das ist gelebte Integration. Sie verläuft nicht ohne Reibungen. Doch Konflikte können gelöst werden durch Kommunikation. Aufgabe der Politik ist es, einen Kompromiss zu finden, der die Stimmen aller Menschen in Wilmersdorf berücksichtigt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -