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Zahn um Zahn
Andreas Koristka hat die Zustände in deutschen Arztpraxen erlebt
Viele kennen die Situation: Man geht zum Zahnarzt, legt seine Gesundheitskarte auf den Tisch und wünscht der Sprechstundenhilfe einen schönen guten Morgen. Dann nimmt man im Wartezimmer Platz, blättert in den kostenlos bereitgestellten Qualitätszeitschriften und genießt die Vorfreude darauf, dass einem alsbald eine wildfremde Person im Maul herumfuhrwerkt, den Gebrauch von Zahnseide befiehlt und lustlos allerhand Foltereien ausführt.
Doch plötzlich fliegt die Tür des Wartezimmers auf. Die deutschen Patienten müssen sich erheben und applaudieren, während eine endlose Schar von in allerlei Tand geschmückten Asylanten auf Sänften direkt ins Wartezimmer getragen wird. Die Doktorin höchstpersönlich erscheint natürlich nicht, sondern der picklige Schülerpraktikant wird geschickt, um allen deutschen Wartenden die Termine abzusagen. Wer sich weigert, die Praxis zu verlassen, wird vom Sicherheitsdienst mit Gummiknüppeln und Pfefferspray aus den Räumlichkeiten getrieben. Alle Bonushefte werden verbrannt.
Szenen wie diese sind in Deutschland spätestens seit 2015 traurige Realität. Das weiß nicht nur Friedrich Merz. Und der Strom der Abermilliarden von Menschen, die nach Deutschland kommen, um sich hier bei Wurzelspitzenresektion und Weisheitszahn-OPs zu vergnügen, reißt nicht ab.
Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift Eulenspiegel. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.
Niemand sagt etwas gegen Flüchtlinge, die ein bisschen Karies behandeln lassen. Aber muss es denn immer gleich ein kompletter Zahnersatz sein? Schließlich kann man bei Ebay-Kleinanzeigen für wenig Geld einen gebrauchten Pürierstab kaufen. Wir müssen den Neuankömmlingen in unserem Lande beibringen, dass sie sparsam mit den medizinischen Ressourcen umgehen sollten.
Ich gehe mit gutem Beispiel voran. Mein letzter Zahnarzttermin war im Jahr 2019. Denn oft sehe ich Menschen, die einen Termin viel dringender brauchen als ich. Aus ähnlichen Gründen war ich schon lange nicht mehr beim Gesundheits-Check-up. Ich möchte nicht, dass bei mir irgendeine schreckliche Krankheit gefunden wird. Nicht, weil ich feige wäre, sondern weil ich den anderen Beitragszahlern nicht auf der Tasche liegen will. Dieses volkswirtschaftliche Mindset müssen wir auch unseren neuen Mitbürgern vermitteln, die wegen jedes kleinen Schlaganfalls den Notarzt rufen.
Das muss sich ändern! Und das muss wirklich bei jedem und jeder ankommen! Denn nur so können echte Notfälle behandelt werden. Und von denen gibt es viele! Man stelle sich nur mal vor, der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla hat eine Rötung am Arm, weil er wieder mal durch eine Wespe oder Pin-Nadel (wir wissen es ja noch nicht so genau) lebensgefährlich verletzt wurde. Trotz aller politischen Meinungsunterschiede mit Herrn Chrupalla wäre es doch rein menschlich eine Tragödie, könnte er nicht sofort in der Intensivstation aufgenommen werden, weil alle Betten dort belegt sind. Wo soll Chrupalla dann ein Pflaster aufgeklebt werden? Wer soll ihm tröstend über den Kopf streicheln und einen Lolli reichen?
Deshalb sollte man in sich hineinhorchen und die richtigen Fragen stellen: Komme ich mit dem schmerzenden Backenzahn noch eine Weile aus, wenn ich nur auf der linken Seite kaue? Kann mir nicht meine Schwiegermutter den abgesägten Daumen wieder annähen? Kann ich den offenen Bruch auch von dem Mann behandeln lassen, der am Wochenende auf der Bank der Bushaltestelle liegt und von sich behauptet, ein Schamane zu sein?
Erst, wenn ihr alle diese Fragen mit Ja beantworten könnt, liebe Flüchtlinge, seid ihr richtig im deutschen Gesundheitssystem angekommen.
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