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Reiner Fuellmich: Möchtegern-Kanzler hinter Gittern
Der Coronaleugner Reiner Fuellmich sitzt statt in der Regierung in Untersuchungshaft
Er wollte ganz groß aufräumen mit dem Corona-Regime und war zeitweise eine Ikone von Coronaleugnern und Impfgegnern, nun sitzt er in U-Haft wegen Untreue-Vorwürfen. Dabei hatte sich Reiner Fuellmich schon auf dem Sprung in die Politik gesehen. 2020, als die deutsche Politik auf die Pandemie mit harten Lockdowns reagierte, gründete der Jurist mit drei anderen Anwälten den sogenannten Corona-Ausschuss. Stundenlang wird dort im Wochentakt über die Pandemie und ihre Folgen schwadroniert, werden Fakenews und Schnapsideen ausgebreitet. Fuellmich rief eine »Interimsregierung« aus, simulierte einen Interimskanzler und erzählte allerhand Unsinn. Etwa, dass die Pandemie mit gefälschten PCR-Tests vorgetäuscht werde, dass die Regierung mit den Corona-Impfungen organisierte Massentötungen plane und »eine Art KZ« für Ungeimpfte errichten wolle.
Irgendwann zerstritt man sich, Fuellmich flog raus, auch weil ihm vorgeworfen wurde, sich aus den Spenden für den Ausschuss privat bedient zu haben. Rund 700 000 Euro soll er in die Finanzierung seiner Villa gesteckt haben. Zwischendurch setzte er sich an die Spitze der Kleinstpartei Die Basis, war 2021 deren Kanzlerkandidat. Das war genauso ein Fehlschlag wie seine großspurig angekündigte Billionen-Sammelklage gegen zwei seiner wichtigsten Hassfiguren: den Virologen Christian Drosten und den früheren Leiter des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wiehler. Mit 800 Euro war man dabei als Sammelkläger. Das Geld floss, die Klage kam nicht. Kontakt mit der Justiz hatte Fuellmich nicht nur als Anwalt: Mehrfach wurde er wegen Beleidigung und Volksverhetzung verurteilt.
Zuletzt war der 65-Jährige in Mexiko abgetaucht, wo man ihn dieser Tage auswies. Am Frankfurter Flughafen empfing die Polizei den per Haftbefehl Gesuchten. Nun hofft er, seine Fans mögen die Justiz derart mit Protestbriefen zuschütten, dass man ihn laufen lässt. Auch das dürfte eine Illusion sein.
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