Debatte über den Nahost-Krieg: Widersprüche aushalten

Joel Schmidt über das Kalkül der Hamas und zu einfache Antworten im Nahost-Konflikt

Das Kalkül der Terroristen ist aufgegangen. Keine drei Wochen, nachdem die Hamas die schwersten Verbrechen an jüdischem Leben seit der Shoah begangen hat, scheint es für einen großen Teil der Weltöffentlichkeit nur noch ein Thema zu geben: Israels Luftangriffe auf den Gazastreifen.

Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, das reale Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung anzuerkennen und sich für ein Ende dieses Zustandes auszusprechen. Nur irrt, wer dafür lediglich die israelische Regierung in der Verantwortung sieht. Zur Erinnerung: Die Hamas hält weiterhin mehr als 200 Menschen gefangen, beschießt Israel mit Raketen, bedient sich ziviler Einrichtungen als Schutzschilde ihres militärischen Vorgehens – allesamt Handlungen, die als völkerrechtlich strafbare Kriegsverbrechen gelten.

Der Hamas ist die eigene Bevölkerung egal

Mit dem Raketenabwehrsystem Iron Dome versucht Israel seine Bevölkerung zu schützen. Im Gazastreifen kann von einer Verantwortungsübernahme keine Rede sein. Der Hamas ist die eigene Bevölkerung offensichtlich egal: Während ihre Anführer es sich im Ausland bequem machen, harren ihre fanatischen Fußtruppen in vor Luftangriffen weitestgehend geschützten Tunneln aus, jederzeit bereit, erneut loszuschlagen, um dem jüdischen Staat endgültig den Garaus zu machen. Die perverse Rechnung der Terroristen: Je mehr Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung widerfährt, desto erfolgreicher ist ihre Propaganda – und umso höher der Preis, den Israel für seine Geiseln wird zahlen müssen. Ob tot oder lebendig. Ob mit Bodenoffensive oder ohne.

Die Bezeichnung als denkfaul muss sich gefallen lassen, wer vor der Widersprüchlichkeit dieses Konfliktes die Augen verschließt. Unsicheren Zeiten ist es gemein, dass sie die Sehnsucht nach einfachen Antworten auslösen. Doch sollte gerade eine linke Analyse in Erinnerung rufen, dass es zwischen Schwarz und Weiß noch jede Menge Grautöne gibt. So schwer diese in Anbetracht der Grausamkeit der Welt manchmal auszuhalten sind.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -