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Die NFL in Frankfurt: Kansas City Chiefs gegen Miami Dolphins
Mit dem Superbowl-Sieger und dessen Gegner kommen die besten Spieler des American Football nach Deutschland
Er ist auf dem besten Weg, einer der besten Football-Spieler aller Zeiten zu werden. Mit 28 Jahren hat er schon zweimal den Superbowl gewonnen, war zweimal der wertvollste Spieler der Liga und mischt erneut im Titelkampf ganz oben mit. Patrick Mahomes wird am Sonntag mit seinen Kansas City Chiefs das deutsche Publikum in Frankfurt am Main beglücken: Es wird das zweite je in Deutschland gespielte NFL-Spiel sein. Letztes Jahr war die mittlerweile in Rente gegangene Legende Tom Brady in München am Start. Eine Woche nach dem Spiel der Chiefs gegen die Miami Dolphins erwartet die Mainmetropole ein weiteres Spiel zwischen den New England Patriots und Indianapolis Colts.
Frankfurt ist kein unbekannter Standort im American Football. In den 90er Jahren entwickelte sich die Stadt zu einer regelrechten Bastion der damaligen World League of American Football, indem die Frankfurt Galaxy im Schnitt 30 000 Besucher*innen ins alte Waldstadion lockten, beim letzten Spiel der Saison 1991 gegen Sacramento Surge kamen mehr als 50 000. Darunter befanden sich auch viele der Tausenden US-Soldaten, die in der Nähe stationiert waren. Was damals stattfand, kann als regelrechter lokaler Hype beschrieben werden. Da diese Liga in den USA weitestgehend ignoriert wurde, aber in Städten wie London auch durchschnittlich 45 000 Menschen anzog, wurde sie schließlich in NFL Europe umbenannt. Die letzte Saison dieser Ära fand 2007 statt. Die Neuauflage mit dem Namen European League of Football, gegründet 2020 von Patrick Esume, einem ehemaligen Coach und jetzigen TV-Experten bei RTL, versucht daran anzuknüpfen.
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NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth geht davon aus, dass die Ausrichtung von NFL-Partien »in Deutschland zu einem ganz neuen Hype bei den bestehenden Fans geführt und darüber hinaus viele neue Anhänger für American Football begeistert hat«. Mit verschiedenen Fernsehformaten und der Verfügbarkeit von deutschsprachigem Football-Content auf verschiedenen Plattformen und in sozialen Medien wurde über Jahre hinweg die relativ komplizierte Sportart einem breiteren Publikum vermittelt. Mittlerweile gibt es eine Football-Community, die über das einmalige Hot-Dog-Erlebnis des Superbowl – das Finale der NFL-Liga – hinausgeht.
Der Superbowl gilt mit weltweit mehr als einer Milliarde Zuschauern auch in Deutschland seit vielen Jahren als etabliert. Es fehlt aber der große Durchbruch, wie es etwa einst mithilfe eines Dirk Nowitzki im US-Basketball mit der NBA geschehen ist. Zwar haben mehr als drei Millionen Fans versucht, an Tickets für die beiden Spiele in Frankfurt zu kommen, aber auf der Zweitmarktplattform Viagogo gab es sie dann doch vergleichsweise günstig für rund 200 Euro.
Funktionär Steinforth wirbt mit der Spannung des Sports: »Jedes Team kann jedes schlagen, und auch durch den Modus passieren immer wieder Überraschungen.« In der NFL gilt das sogenannte »Competitive balance«: Im Sinne des »Wettbewerbsgleichgewichts« haben alle Teams denselben Spieleretat – und somit ist es fast unmöglich, wie der FC Bayern München elfmal hintereinander Meister zu werden.
Seit dieser Saison gehören die deutschen Rechte an der NFL dem Fernsehsender RTL. Die Einschaltquoten bleiben aber bisher unter den Erwartungen: Am ersten Spieltag schalteten 880 000 Zuschauer, der Marktanteil lag lediglich bei fünf Prozent. In Woche zwei waren es 870 000, in Woche drei 760 000. Und das, obwohl jeweils zur Primetime am Sonntag gesendet wurde. Und trotz einer mit der Sendung »Toggo Touchdown« sogar bis ins Kinderprogramm reichenden Vorbereitung. Dennoch haben beispielsweise eine Koch-Show bei Vox oder ein Format wie »Trucker Babes« mehr Zuschauer. Deswegen hat RTL einen Star wie Patrick Mahomes bitter nötig. Eine weitere Hoffnung heißt Taylor Swift. Die Musikerin ist seit Kurzem mit Travis Kelce liiert, eine von Mahomes Premium-Anspielstationen auf dem Feld. Bisher gibt es keine Bestätigung, ob Swift fünf Tage vor ihrem Tournee-Start in Argentinien sich den Besuch in Hessen tatsächlich gönnt.
Die Hoffnung stirbt allerdings auch für Frankfurts Bürgermeister Mike Josef zuletzt. Abgesehen vom Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt, der seine Heimstätte für vier Wochen nicht nutzen darf, sieht Josef die Footballspiele als Win-Win-Situation. Die Erfahrung in München zeigt, dass bei der Stadt bis zu 70 Millionen Euro hängenbleiben dürften, da viele der Kosten von der NFL und den Teams selbst getragen werden.
Sportlich können sich die Fans auf ein Offensivfeuerwerk und reichlich Touchdowns freuen. Sowohl Mahomes mit seinen Chiefs wie auch Tua Tagovailoa mit den Dolphins sind mit 6:2 Siegen in der NFL ganz vorn dabei und gehören zu den besten Teams der Liga. Aber nicht alle Spieler sind zufrieden mit der Reise ins ferne Deutschland. Marquez Valdes-Scantling, Wide Receiver der Chiefs, sagte gegenüber dem Sender CBS: »Ich weiß, dass wir viele Fans in Deutschland haben, und ich bin dankbar, dass wir ihnen diese Möglichkeit bieten können. Aber für die Spieler ist es nicht schön, wenn sie von ihren Familien getrennt sind oder ich für ein paar Tage einen Babysitter für meine Hunde finden muss.«
Die Dolphins sind das einzige Team der NFL-Geschichte, dem eine perfekte Saison gelang: 1972 gewann Miami alle Saisonspiele und den Superbowl. Tagovailoa, ein Rechtshänder, der mit links wirft, ist das Herz der Mannschaft. Und er hat eine der stärksten Waffen an seiner Seite: Tyreek Hill gilt als der beste Wide Receiver der NFL und war bis zur vorletzten Saison noch Passempfänger für Mahomes bei den Chiefs. Es ist ihr erstes Aufeinandertreffen seitdem. Mit aktuell 1014 Receiving-Yards ist Hill auf dem besten Weg, als erster Receiver in der Ligageschichte 2000 Yards in einer Saison zu übertreffen. Sportlich könnte der Ausflug der NFL nach Deutschland ein Spektakel werden.
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