- Berlin
- Nahost
Hamas-Anhänger in Berlin sind mehrheitlich Deutsche
Über die Hälfte der Berliner Mitglieder islamistischer oder extremer Gruppen mit Nahost-Bezug hat deutsche Staatsbürgerschaft
Mehr als die Hälfte der in Berlin lebenden Unterstützer islamistischer Organisationen, die im Nahost-Konflikt involviert sind, hat die deutsche Staatsangehörigkeit. Knapp 40 Prozent der laut Verfassungsschutz etwa 540 Anhänger der Hamas, Hisbollah und weiterer Gruppen haben nur den deutschen Pass. 25 Prozent haben eine deutsche und eine weitere Staatsangehörigkeit und 36 Prozent ausschließlich eine nichtdeutsche Nationalität. Das geht aus einer Antwort der Berliner Senatsinnenverwaltung auf eine CDU-Anfrage hervor.
Demnach haben 25 Prozent der ungefähr 300 Hisbollah-Unterstützer in Berlin nur den deutschen Pass, 35 Prozent leben mit zwei Pässen und 40 Prozent sind Ausländer. Von den etwa 120 Hamas-Anhängern haben 65 Prozent nur die deutsche und zehn Prozent zwei Staatsangehörigkeiten. Die »Hizb ut-Tahrir« (Islamische Befreiungsfront) hat etwa 70 Anhänger, von denen fast 70 Prozent nur die deutsche oder zwei Nationalitäten haben.
Die linksextreme und säkulare »Volksfront für die Befreiung Palästinas« (PFLP) und ihre Unterorganisation Samidoun haben rund 50 Vertreter, von denen etwa die Hälfte Deutsche sind. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte die Aktivitäten der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und das Netzwerk Samidoun in Deutschland Anfang des Monats verboten.
Dem Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2022 zufolge besuchten Anhänger der Hamas und der PFLP in der Vergangenheit dieselben öffentlichen Veranstaltungen in Berlin. »Ideologische Unterschiede zwischen der islamistischen Hamas und der säkularen PFLP, die in der Herkunftsregion eine Zusammenarbeit in der Regel nicht zulassen, spielen dabei in Berlin keine Rolle«, heißt es in dem Bericht. Bei einer durch die PFLP angemeldeten Versammlung am 22. April 2022 riefen Teilnehmende antisemitische Hassparolen wie »Khaibar, Khaibar, ihr Juden, die Armee Mohammads kehrt zurück!«, womit sie sich auf den Feldzug von Khaibar im Jahr 628 gegen die jüdischen Banu Nadir bezogen. Jugendliche glorifizierten außerdem die Qassam-Brigaden mit dem Ruf »Wir sind die Männer von Mohammed Deif!«.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik - aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin - ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Die Senatsantwort auf die CDU-Anfrage geht außerdem auf aufenthalts- und einbürgerungsrechtliche Fragen ein. Mögliche Gründe für eine Abschiebung könnten Verurteilungen zu Freiheitsstrafen, aber auch »Terrorismusunterstützung« oder der öffentliche Aufruf »zur Gewaltanwendung oder zu Hass gegen Teile der Bevölkerung« sein. Für eine Einbürgerung dürften keine »antisemitischen, rassistischen oder sonstige menschenverachtend motivierten
Handlungen« bekannt sein.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.