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Wagner-Brüder bezwingen den nächsten NBA-Superstar

Nach LeBron James kann auch Giannis Antetokounmpo das junge Team der Orlando Magic nicht stoppen. Franz und Moritz Wagner spielen wieder stark auf

Als Franz Wagner vor etwa 14 Monaten bei der EM in Berlin auf Griechenlands Giannis Antetokounmpo zudribbelte, plötzlich abstoppte und mit einem Schritt zurück hinter die Dreipunktelinie absprang, um über den 2,11 Meter großen Basketball-Superstar hinweg zu werfen, war das noch eine Sensation. Da ließ ein NBA-Neuling aus Berlin den Meister der besten Liga der Welt alt aussehen. Mittlerweile ist Wagner selbst Weltmeister, und Duelle mit Stars auf Augenhöhe sind zur neuen Normalität geworden. So normal sogar, dass die Orlando Magic, für die Franz Wagner und sein Bruder Moritz spielen, Antetokounmpos Titelfavoriten Milwaukee am Samstagabend mit 112:97 besiegten.

Nach knapp drei Wochen der neuen Saison ist das nicht einmal mehr eine Überraschung, denn Orlando hat sich auch dank regelmäßig starker Leistungen der Wagner-Brüder selbst zu einem Playoff-Kandidaten entwickelt. Gegen die Bucks aus Milwaukee sammelte der erst 22-jährige Franz 24 Punkte ein, der vier Jahre ältere Moritz steuerte 19 zum fünften Saisonerfolg bei. Nur Paolo Banchero war mit 26 Punkten noch etwas stärker. In der Tabelle zog das Team aus Florida damit am Meister von 2021 vorbei und belegt derzeit auf Rang sechs einen direkten Playoffplatz.

Antetokounmpo war nicht der erste Superstar, den diese junge Truppe mit vielseitigem Teambasketball zuletzt in die Schranken verwies. Genau eine Woche zuvor waren auch die Lakers-Legenden LeBron James und Anthony Davis als klarer Verlierer wieder heim nach Los Angeles abgeflogen. Der Neuaufbau bei den Magic mit so vielen selbst ausgebildeten Talenten wie sonst nirgends in der NBA trägt endlich Früchte. Zwei Jahre lang wurde Wagner, Banchero, Jalen Suggs oder Cole Anthony – allesamt maximal 23 Jahre jung – viel Spielzeit gegeben, ohne den Druck siegen zu müssen. Gelegenheit für Fehler und daraus lernen, war die Devise.

Die Playoffs wurden jedes Mal klar verpasst, doch jetzt scheint mehr möglich. »Wir hatten schon letztes Jahr eine tolle Teamchemie entwickelt und mussten nun nicht wieder von Null anfangen. Wir können auf dem aufbauen, das wir uns miteinander erarbeitet haben. Die Kontinuität hilft«, erklärte Franz Wagner jüngst die Erfolgsformel. Man habe mittlerweile ein so breit aufgestelltes Team, dass man sich nun auch Erfolgsziele setzen könne.

Das hatte er in den vergangenen beiden Sommern im Nationalteam gelernt. Nach einem längeren Neuaufbau im Anschluss an die Ära Dirk Nowitzkis hatte auch Bundestrainer Gordon Herbert sowohl bei der Heim-EM 2022 als auch bei der WM 2023 eine Medaille als Ziel ausgegeben. Beide Male klappte es. »Der WM-Sieg war eine ganz besondere Erfahrung. Ich habe dabei viel gelernt, vor allem, wie ich in wichtigen Spielen gut funktioniere. Oder wie man gewinnt, wenn nicht alles nach Plan läuft. Das war sehr wichtig für mich«, meinte Wagner danach. Neben Dennis Schröder ist er längst zur zweitwichtigsten offensiven Waffe im Nationaldress geworden, eine Rolle, die er neben Banchero in Orlando ebenso ausfüllen darf. Im Schnitt erzielt Franz Wagner mittlerweile auch in der NBA knapp 20 Punkte pro Spiel.

Für Dennis Schröder indes bleibt noch unklar, wohin es in dieser Saison gehen wird. Den Braunschweiger hat es im Sommer nach Toronto verschlagen, wo er die ebenfalls recht junge und talentierte Truppe der Raptors anführen soll. Im Gegensatz zu seiner Zeit bei den Lakers darf Schröder nun auch offensiv wieder mehr Verantwortung übernehmen, sodass sein Punkteschnitt von 12 auf gut 16 pro Partie angewachsen ist. Die Zahl der Vorlagen hat sich sogar fast verdoppelt. Die 94:117-Niederlage beim Titelanwärter Boston Celtics war jedoch schon die fünfte der jungen Saison, womit Toronto vorerst aus den Playoff-Rängen rutschte.

»Ich habe in den letzten Jahren verschiedene Rollen eingenommen: Mal war ich Starter, dann kam ich von der Bank. Mittlerweile ist das aber gar nicht mehr so wichtig für mich«, beschrieb Schröder diese Woche einen gewissen Sinneswandel. »Ich will einfach nur jedes Spiel so beeinflussen, dass mein Team gewinnt. Aber ich schätze es natürlich sehr, dass mir mein neuer Trainer so vertraut.«

Toronto und Orlando eint dabei die gleiche Spielphilosophie: Der Fokus liegt auf einer aggressiven Defensive, die zu Ballgewinnen und schnellen eigenen Punkten führt, egal wer die am Ende erzielt. Das dürfte Bundestrainer Herbert begeistern, war doch sein Ansatz bei der so erfolgreichen WM in Asien genau der gleiche.

Einziger deutscher Wermutstropfen bleibt Daniel Theis. Im Nationalteam der defensive Anker, ist der 31-Jährige bei den Indiana Pacers nun schon das zweite Jahr in Folge Opfer des dortigen Neuaufbaus. Das Team aus Indianapolis will wie Orlando lieber seinen jungen Talenten mehr Spielzeit geben, weswegen Theis erst ein einziges Mal überhaupt zum Einsatz kam. Ansonsten soll er die Rolle des Veteranen mimen, der der Jugend im Training als Sparringspartner dient. Theis ist nicht zufrieden damit und würde gern den Klub wechseln. So früh in der Saison ist das aber recht unwahrscheinlich. Er wird also abwarten müssen, bis im eigenen oder einem anderen Team ein Platz für ihn auf dem Spielfeld frei wird.

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