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FC Bayern: Siege, Rekorde und eine ruhige Jahreshauptversammlung

Nach dem Sieg der Münchner gegen Heidenheim lösen kritische Themen keine Unruhe aus

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Umstritten: Bayerns Noussair Mazraoui (r.) beim Sieg gegen Heidenheim.
Umstritten: Bayerns Noussair Mazraoui (r.) beim Sieg gegen Heidenheim.

Der größte Aufreger war das Champions-League-Trikot: Dass die Bayern in der Königsklasse zuletzt in Schwarz-Lila statt Rot-Weiß auftraten, sorgte für Unmut bei den Fans. Und damit ist klar, dass bei der Jahreshauptversammlung des deutschen Rekordmeisters am Sonntag wieder Folklore dominierte – und nicht Auseinandersetzungen mit Werten und Prinzipien des Vereins wie zuletzt.

Es muss also Vieles gut gelaufen sein im vergangenen Jahr, sportlich und im Dialog mit der Basis. Oder das, was nicht so gut lief, ist womöglich nicht mehr so präsent. Zum Beispiel der Trainerwechsel im Frühjahr und die anschließende chaotische Schlussphase der Saison. Das wird überlagert von den Ergebnissen und Auftritten der Fußballer in dieser Hinrunde, die – abgesehen vom DFB-Pokal – ganz ordentlich sind.

Das, was zu Kontroversen hätte führen können, haben die Verantwortlichen des FC Bayern entweder gut moderiert – wie den Umgang mit Noussair Mazraoui nach dessen pro-palästinensischen Posts. Da habe sich »unser Vorstand so verantwortungsbewusst wie nur möglich mit dieser Thematik befasst«, sagte Präsident Herbert Hainer. Oder es wurde schon vor der Jahreshauptversammlung gelöst. Bei der Neufassung der Vereinssatzung wurden die Mitglieder eingebunden. Weshalb ein Antrag von Michael Ott, der sich vor zwei Jahren als großer Kritiker vom mittlerweile beendeten Katar-Sponsoring der Münchner einen Namen gemacht hatte, von einer deutlichen Mehrheit der 1780 Mitgliedern abgelehnt wurde. Ihm war die Stärkung der Mitgliederrechte beim Einbringen von Anträgen nicht weit genug gegangen.

Einen Kontrollverlust der Verantwortlichen hatte 2021 bei der Jahreshauptversammlung gegeben, als nicht nur die Mehrheit der anwesenden Mitglieder die Kritik von Ott Kritik unterstützte. Auch vor zwölf Monaten spielte die Forderung eine Rolle, mit einem Land, in dem die Menschenrechte nicht geachtet werden, nicht zusammenzuarbeiten. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte sich damals zu der Aussage hinreißen lassen, dass es sich hier nicht um eine Generalversammlung von Amnesty International handle. Dieses Mal hat Ott die Partnerschaft mit Ruanda angeprangert. Man solle künftig von einer Zusammenarbeit »mit solchen Schulden-Regimen« Abstand nehmen, sagte er.

Abgesehen von diesem Einwurf am Ende der Veranstaltung herrschte aber weitgehend Harmonie. Der neue Finanz-Vorstand Michael Diederich präsentierte ja auch Rekord-Zahlen: Der Umsatz, mit 854,2 Millionen Euro um fast 30 Prozent höher als im vergangenen Geschäftsjahr, ist so hoch wie noch nie ist.

Jan-Christian Dreesen rückte bei seiner ersten Rede als Vorstandsvorsitzender die sportlichen Erfolge in den Mittelpunkt. Während Trainer Thomas Tuchel in der ersten Reihe bis zum Schluss ausharrte, gaben die Profis Matthijs de Ligt, Jamal Musiala und Raphael Guerreiro, der einen Tag zuvor beim 4:2-Sieg in der Bundesliga gegen den 1. FC Heidenheim sein erstes Pflichtspieltor für die Münchner erzielt hatte, nur eine Stippvisite in der von den Münchner Basketballern genutzten Halle. Nach einer Stunde verabschiedeten sich die Spieler überraschend schon wieder – dringende berufliche Termine können nicht der Grund dafür gewesen sein, denn keiner der drei Profis ist bei den Länderspielen in den nächsten Tagen im Einsatz. Applaus bekamen sie trotzdem, aber nicht so lauten und anhaltenden wie Sven Ulreich, der Vertreter von Manuel Neuer. Der Torhüter stellte damit sogar Harry Kane in den Schatten.

Der Stürmer hatte mit seinen beiden Toren einen Tag zuvor gegen Heidenheim nicht nur die Basis für den Sieg gelegt, sondern mit nun 17 Treffern nach elf Spieltagen schon einen mehr als die beiden Torschützenkönige der vergangenen Saison, Niklas Füllkrug und Christopher Nkunku, erzielt. »Ein Sportstar und Gentleman, der dem FC Bayern gut tut«, sagte Dreesen, betonte aber, »dass 100-Millionen-Transfers nicht die neue Tagesordnung sind«. Das dürfte jenem Mitglied gefallen haben, das beim Tagungsordnungspunkt Verschiedenes ans Rednerpult trat. Es forderte weniger Spieler aus der ganzen Welt zu verpflichten, dafür mehr aus München und Umgebung. Thomas Müller statt Harry Kane also.

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