Boris Nadeschdin: Der russische Überraschungskandidat

Boris Nadeschdin will russischer Präsident werden

  • Ewgeniy Kasakow
  • Lesedauer: 2 Min.
Boris Nadeschdin hat Putins Krieg öffentlich kritisiert und will dessen Nachfolge im Kreml antreten.
Boris Nadeschdin hat Putins Krieg öffentlich kritisiert und will dessen Nachfolge im Kreml antreten.

Nadeschda heißt auf Russisch Hoffnung, womit das Motto des möglichen Wahlkampfes von Boris Nadeschdin feststeht: »Kandidat unserer Hoffnung«. Nadeschdin ist der erste Politiker in Russland, der seine Kandidatur für die Präsidentenwahl 2024 angekündigt hat, wenn er denn zugelassen wird.

Der 1963 geborene Physiker ist seit der Perestrojka-Zeit politisch aktiv, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg. Zwischen 2000 und 2003 schaffte er es immerhin für die Union der rechten Kräfte (SPS) in die Duma. Zur Führung der Partei gehörten damals sowohl Boris Nemzow als auch der zeitweilige Regierungschef Sergei Kirijenko. Nemzow, dem Nadeschdin sehr nahe stand, wechselte später in die Opposition und wurde 2015 ermordet. Kirijenko ist seit 2016 der stellvertretende Leiter der Präsidialverwaltung. Nadeschdin hingegen versuchte sich nach dem Ende der SPS in zwei weiteren Parteien, die beide zur Systemopposition gehörten.

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Ab 2011 entdeckte Nadeschdin ein neues Thema für sich: Den Kampf gegen die Migration, den er in einem Bündnis zwischen Liberalen und Nationalisten austragen wollte. »Das Moskauer Umland ist russisches Land« lautete nun die Parole des im usbekischen Taschkent geborenen Nadeschdin, der väterlicherseits russisch-orthodoxe Priester und mütterlicherseits aschkenasische Juden als Vorfahren hat. Das kam weder bei Liberalen noch Nationalisten an. So suchte sich Nadeschdin eine neue politische Heimat und fand sie bei den Linkspatrioten von »Gerechtes Russland«, für die er zwar nicht wieder in die Duma, dafür immerhin in den Stadtrat von Dolgoprudnyj bei Moskau einziehen konnte. Wirklich bekannt wurde er indes als Gast von Polittalkshows im Fernsehen. Dort nannte er Putins »Spezialoperation« einen »fatalen Fehler« und sprach damit vor allem die liberalen Kriegsgegner an. Seitdem diskutiert Russland darüber, welche Rolle der geduldete Oppositionelle im System spielt. Eine Aufmerksamkeit, die Nadeschdin für die Verkündung der Präsidentschaftskandidatur nutzte, dieses Mal für eine rechtsliberale Partei. 

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