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Pflege in Berlin: Die Pflegeausbildung braucht mehr Platz
Bildungscampus von Vivantes und Charité im Wenckebach-Klinikum noch in der Schwebe
Gestartet ist die Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe GmbH (BBG) im Jahr 2020 mit 1600 Ausbildungsplätzen. Inzwischen sind es 2800 und damit stößt sie an ihre Kapazitätsgrenze. An den drei Standorten, die weit voneinander entfernt an Waldstraße (Pankow), Oudenarder Straße (Mitte) und Rudower Straße (Neukölln) liegen, sei mehr nicht machbar, bedauert Geschäftsführerin Christine Vogler. Aber dort sollte die BBG eigentlich auch nur provisorisch untergebracht sein. Geplant war ein Neubau in Spandau. Aber das ins Auge gefasste Areal hatte einen großen Nachteil: Tausende Auszubildende hätten das letzte Stück statt mit S- oder U-Bahn mit dem Bus zurücklegen müssen – logistisch ein Ding der Unmöglichkeit.
Mit dem Wenckebach-Krankenhaus in Tempelhof gibt es eine Alternative. »Das wäre hier so perfekt«, schwärmt Vogler am Dienstagabend bei einem Termin vor Ort. Das Krankenhaus gehört zum städtischen Vivantes-Klinikkonzern. Noch befinden sich hier eine Geriatrie-Abteilung für alte Patienten mit 125 Betten und eine Psychiatrie mit ebenfalls mehr als 100 Betten. Aber die sollen ins Auguste-Victoria-Krankenhaus in Schöneberg umziehen. In den bestehenden Gebäuden und in Neubauten, für die auf dem Gelände Platz geschaffen werden kann, wäre nicht allein Platz für die bisher 2800 Auszubildenden. Man könnte 3800 aufnehmen, erklärt Vogler, die ursprünglich selbst Krankenschwester gelernt hat. Dringend nötig wäre es. Denn Krankenschwestern und -pfleger, Physiotherapeuten sowie Medizinisch-technische Assistenten für die Radiologie und für die Funktionsdiagnostik werden händeringend gesucht. 4800 Absolventen der medizinischen Berufe pro Jahr könnte die Hauptstadt gebrauchen, um Kollegen zu ersetzen, die in Rente gehen.
Auch Anpassungslehrgänge für Zuwanderer mit Pflegeberufen aus Nicht-EU-Staaten bietet die BBG an. »Die können alle ihren Beruf, nur nicht in Deutsch«, zitiert Vogler ihre für diese Lehrgänge zuständige Kollegin. Es wären mehr dieser Lehrgänge wünschenswert. »Wir könnten auch mehr beschulen«, sagt Vogler. »Dafür bräuchten wir mehr Klassenräume. Die haben wir nicht.«
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Die bisherige Psychiatrie des Wenckebach-Krankenhauses könnte zum Wohnheim umgebaut werden, weil es für junge Menschen schwer ist, in Berlin ein Quartier zu finden. Insgesamt rund 300 Millionen Euro müssten in den Standort investiert werden. Doch im aktuellen Haushaltsentwurf der Berliner CDU/SPD-Koalition findet Vogler nach langem Suchen »keinen Cent« für dieses Projekt, sondern nur für eine ihrer Ansicht nach irrwitzige Magnetschwebebahn. Jährlich vier Millionen Euro Miete müsse die BBG momentan für ihre drei Objekte zahlen. Niemand könne vorhersagen, wie stark diese Summe noch steigen wird, sagt die Geschäftsführerin, als sie Gründe aufzählt, die für den Umzug ins Wenckebach-Krankenhaus sprechen. »Die Mietentwicklung können wir überhaupt nicht einschätzen.«
Bei ihren Zuhörern am Dienstagabend, den Abgeordneten der Linksfraktion, muss sie aber keine Überzeugungsarbeit leisten. »Es ist uns eine Herzensangelegenheit«, versichert der Abgeordnete Klaus Lederer, der sich anstelle des gesundheitspolitischen Sprechers Tobias Schulze zu Wort meldet. Schulze hat wegen einer Infektion vom Besuch des Krankenhauses abgesehen.
Die Linke werde die erforderlichen Investitionen beantragen, verspricht Linksfraktionschef Carsten Schatz. Aber er kann Vogler keine große Hoffnung machen. »Ich sage Ihnen gleich: Wir sind eine Oppositionsfraktion. Es bestehen geringe Chancen, dass unsere Anträge angenommen werden.« Auf Anfrage versichert am Mittwoch das Ressort von Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD): »Die Richtlinien der Regierungspolitik 2023 bis 2026 des Landes Berlin haben zum Ziel, eine kontinuierliche und bedarfsdeckende Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsfachkräfte zu gewährleisten.« Czyborras Vize-Pressesprecher Oliver Fey erläutert: »Der geplante Ausbildungscampus auf dem Gelände des Vivantes-Wenckebach-Krankenhauses soll daher mit Hochdruck realisiert werden. Hierzu finden senatsintern Gespräche statt, deren Ergebnisse wir nicht vorgreifen können.«
Die Bildungscampus GmbH gehört zu 51 Prozent dem städtischen Vivantes-Konzern und zu 49 Prozent der ebenfalls staatlichen Universitätsklinik Charité. Außer diesen beiden lässt auch die Johannesstift-Diakonie Nachwuchs vom Bildungscampus heranziehen. Einfach ist das nicht. Von den 1750 Ausbildungsplätzen allein in der Pflege sind aktuell nur 1400 besetzt. Und die Abbruchquote bei allen angebotenen Berufsausbildungen beträgt 61,75 Prozent. Viele überstehen das Probehalbjahr nicht. Zum Teil werde ihnen gekündigt, weil es einfach nicht passe, berichtet Vogler. Zum Teil kündigen die jungen Leute selbst nach einer Weile oder treten ihre Ausbildung gar nicht erst an. Dass sich junge Leute anders orientieren, könne ja vorkommen, sagt die Geschäftsführerin. »Aber eine so hohe Abbruchquote ist nicht normal.«
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