- Kommentare
- Pflegenotstand
Medizinische Berufsausbildung: Wer pflegt, soll nicht leiden
Mangelnde Ausstattung und nicht genug Absolventen an Berliner Bildungscampus
Dass an einem der provisorischen Standorte des Berliner Bildungscampus für Pflegeberufe die Auszubildenden im Sommer schwitzen und im Winter frieren müssen, das ist ein unhaltbarer Zustand. Genauso dürfte es nicht sein, dass es in den Klassenräumen an Steckdosen mangelt. Wir leben im 21. Jahrhundert. Tafel und Kreide reichen nicht mehr aus. Die Geräte brauchen Strom.
Auf dem Gelände des Wenckebach-Krankenhauses könnte ein moderner Bildungscampus entstehen. Junge Leute lernen natürlich lieber in einer coolen Umgebung. Man kann gerne schimpfen, dass die Jugend nicht genügsamer ist. Aber das hilft hier nicht weiter. Angesichts der Tatsache, dass mehr Kollegen in den Ruhestand treten als Schulabgänger ins Berufsleben nachrücken, haben die Mädchen und Jungen die Wahl, wo und wie sie sich ausbilden lassen.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik - aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin - ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Es mangelt nicht an Berufen, die besser bezahlt und weniger körperlich und seelisch belastend sind, als es ein Job in der Pflege ist. Patienten versorgen und Senioren betreuen, das ist schon bei angemessener Personalausstattung der Krankenhäuser und Pflegeheime ein hartes Stück Arbeit. Wir wissen aber, dass ein Pflegenotstand herrscht und alles sehr viel schlimmer macht. Die hohe Abbrecherquote spricht Bände. Wir sollten auch wissen, dass nicht jede als Krankenschwester und nicht jeder als Krankenpfleger geeignet ist. Die eine hält es einfach nicht aus, was sie da auf der Station zu sehen bekommt. Der andere ist nicht klug oder fleißig genug, um sich das notwendige Fachwissen anzueignen.
Angesichts dieser Tatsachen braucht es für die Pflegeberufe noch viel mehr Wertschätzung und endlich wieder anständige Arbeitsbedingungen – und bei der Schaffung eines modernen Bildungscampus darf keine Zeit vertrödelt werden. Schließlich ist der Umgang mit Alten und Kranken ein Gradmesser für die Humanität einer Gesellschaft – und wie wir mit Alten und Kranken umgehen, das zeigt sich vor allem daran, ob wir heute und in Zukunft für ausreichend Pflegekräfte sorgen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.