Potsdam: Vermeidbarer Verlust für die Sozialisten

Zum Austritt des Politikers Hans-Jürgen Scharfenberg aus der Linken

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist kompliziert in der Potsdamer Linken. Mit dem Streit, der zur Spaltung der Bundespartei führt, hat es nur am Rande zu tun. Eine Verständigung des Kreisvorstands mit dem Stadtverordneten und Ex-Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen Scharfenberg wäre wohl möglich gewesen, wenn auch unter Schmerzen für beide Seiten. Doch die Gelegenheit wurde verpasst. Nun ist es nicht ausgeschlossen, dass Scharfenberg zur neuen Partei der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht wechselt. Dabei passt er da inhaltlich nur sehr bedingt hin. Als Stadtverordneter und auch als Landtagsabgeordneter war er immer ein Pragmatiker, der geschickt Kompromisslösungen suchte und fand, wenn es keine Mehrheit für die Maximalforderung seiner Partei gab. Scharfenberg kann Opponieren und Regieren. Beides hat er im Landtag unter Beweis gestellt.

Wer in Brandenburg gerade einen Landesverband der Wagenknecht-Partei vorbereitet, täte gut daran, Scharfenberg umgehend anzurufen und um dessen Mitarbeit zu bitten, wenn es nicht längst geschehen ist. Er ist der Politprofi, den sie da noch dringend brauchen. Denn bis jetzt haben sie niemanden mit seiner Erfahrung. Insofern schwächte sich Potsdams Linke nicht nur selbst, sondern Brandenburgs Linke gleich mit. Natürlich hätte Scharfenberg weniger stur sein können. Aber die anderen hätten ihm mehr entgegen kommen müssen.

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Es ist ein Generationenkonflikt und auch wieder nicht. Das zeigte sich am Samstag, als 60 von über 450 Genossen zur Mitgliederversammlung kamen. Da steckte eine alte Kommunistin den Kopf zu angeregter Unterhaltung mit einem jungen Neumitglied von der Klimabewegung »Fridays for Future« zusammen, da stellten sich die Kandidaten für die Kommunalwahl auf zum Gruppenfoto mit der 93-jährigen ehemaligen SED-Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke. »Wir kommen wieder auf die Beine«, glaubt der Kreisvorsitzende Jörg Schindler. Dass die Partei nicht nachtritt, sondern Respekt vor Scharfenbergs Lebensleistung bekundet, ist ein guter Anfang.

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