- Wirtschaft und Umwelt
- Weltwirtschaft
Lieferketten unter Beschuss
Reedereien leiten Schiffe wegen Angriffen im Roten Meer um
Aufgrund mehrerer Angriffe durch die proiranische Huthi-Miliz aus dem Jemen auf Handelsschiffe im Roten Meer setzen 18 Logistik-Unternehmen den Schiffsverkehr über die Route aus. Das teilte die Seeschifffahrts-Organisation International Maritime Organization (IMO) mit. Rund 75 Prozent des Frachtschiffverkehrs durch den Suezkanal soll eingestellt worden sein.
Die Umleitung der Schiffe habe steigende Frachtraten zur Folge, teilte die Organisation mit. Aufgrund der Angriffe sollen sich die Kosten für Schiffsfrachten fast verfünffacht haben, wie auch aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der US-Bank J. P. Morgan hervorgeht.
Das betrifft die Versicherungsprämien, aber auch die Treibstoffkosten für die längeren Routen der Schiffe. Die werden über das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet. Damit nehmen sie einen Umweg von über 6000 Kilometern und eine Verlängerung der Fahrtzeit um zehn Tage in Kauf, wie aus der IMO-Mitteilung hervorgeht.
Laut Bundesregierung werden normalerweise rund 15 Prozent des internationalen Seehandels über das Rote Meer abgewickelt. Es verbindet das Mittelmeer über den Suezkanal in Ägypten mit dem Indischen Ozean. Die Route ist wichtig für den Handel von Getreide, Erdöl und Flüssigerdgas. Der Jemen, von dem aus die Huthi-Miliz agiert, liegt an der Meerenge zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden.
Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.
Die Angriffe stellten ein »erhebliches internationales Problem« dar, erklärten die Regierungen von zwölf Ländern, darunter von Deutschland und den USA. In ihrer Mitteilung riefen sie die proiranischen Huthi-Rebellen im Jemen dazu auf, ihre Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer einzustellen. »Wir fordern das unverzügliche Ende dieser illegalen Angriffe und die Freisetzung der unrechtmäßig festgehaltenen Schiffe und Crews«, hieß es in der vom Auswärtigen Amt veröffentlichten Erklärung.
Schon am Dienstag hatte die Reederei Maersk angekündigt, den Frachtverkehr durch das Rote Meer sowie den Golf von Aden bis auf Weiteres auszusetzen. Grund war der Angriff auf das Schiff »Maersk Hangzhou« am Samstag. Nur mithilfe eines Militärhubschraubers und des Sicherheitsteams des Schiffs sei der Angriff abgewehrt worden, hieß es. Nach der Ankündigung, den Handel über das Rote Meer einzustellen, stufte die Bank J. P. Morgan die Aktie der Reederei Maersk am Donnerstag herunter.
Um die Logistikketten zu schützen, bildete sich im Dezember eine internationale Militärkoalition unter der Leitung der USA. Bereits da wurde der Handel über den Suezkanal nach Angriffen zeitweilig eingestellt.
Welche Auswirkungen die Angriffe im Roten Meer auf die Preise für Nahrungsmittel und andere Waren haben werden, ist noch unklar. Disproportionalitäten in den globalen Logistikketten aufgrund der Corona-Pandemie hatten in den vergangenen Jahren für steigende Kosten auf den Weltmärkten gesorgt. Die Inflationsraten normalisierten sich zuletzt.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.